Menschen 11 FRAGEN AN…

11 FRAGEN AN…

Interview mit Jürgen Krogmann

…OLDENBURGS OBERBÜRGERMEISTER JÜRGEN KROGMANN

CHAPEAU: Als Sie der SPD beigetreten sind, haben Sie sich vorstellen können, dass Sie tatsächlich irgendwann in den Niedersächsischen Landtag einziehen und einige Jahre später sogar Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg werden?

Oberbürgermeister Krogmann: Daran habe ich 1987 natürlich noch nicht gedacht, ein solcher Weg muss sich ja entwickeln. Aber je länger ich im politischen Umfeld aktiv war, desto klarer ist mir geworden, dass ich mitgestalten und Einfluss nehmen möchte. Und als ich dann die Chance hatte, über meinen Wahlkreis in Oldenburg in den Landtag zu kommen, habe ich natürlich auch engagiert Wahlkampf gemacht, um das Direktmandat zu gewinnen.

War eine Lau ahn in der Politik immer Ihr Ziel, oder sind Sie eher hineingerutscht?

Studiert habe ich Lehramt (Germanistik, Geschichte) für Gymnasien, außerdem habe ich journalistisch gearbeitet beim NDR. Insofern war Politik nicht mein erstes Berufsziel, es hat sich aber im Laufe der 90er Jahre dann so entwickelt.

Wenn Sie an Ihren ersten Tag als Oberbürgermeister zurückdenken: Wie haben Sie sich gefühlt?

Ganz klar zwei Eindrücke: Freude und Respekt. Freude über das erreichte Ziel, die Wahl zum Oberbürgermeister Oldenburgs. Gleichzeitig aber auch Respekt vor den kommenden Aufgaben. Immerhin haben Sie damit Verantwortung für eine Stadt von fast 170.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sowie für fast 2.500 Beschäftigte der Stadtverwaltung. Insofern kommt auch Respekt hinzu. Aber über der Eingangstür zum Rathaus steht ja unser Leitspruch, und der ist auch heute noch sehr tre end: erst wägs, dann wags.

Was hat sich seit Ihrem Amtsantritt in Oldenburg geändert, konnten Sie bereits einige Vorhaben umsetzen?

Ich habe viel Wert darauf gelegt, meine Aussagen aus dem OB-Wahlkampf in konkrete Politik umzusetzen. Deshalb habe ich klare Akzente bei Schule und Bildung, Wohnungs- bau und der Entwicklung der Stadtteile gesetzt. Allein in den Ausbau von Schulen und Kitas investieren wir im Jahr etwa 25 Millionen Euro. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir damit die Grundlage für viele gesellschaftliche Entwicklungen legen. Eine gute Bildung ermöglicht letztlich die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Stichwort „Smart City“: Was bedeuten „Smart City Strategie“ und „Living Lab“?

Sinngemäß übersetzt bedeutet Smart City „Intelligente Stadt“ beziehungsweise intelligente Stadtentwicklung und -gestaltung. Dahinter verbirgt sich ein Innovationsprozess auf allen Ebenen, der aktuelle technische, soziale und ökologische Innovationen miteinander verknüpft. Beim Modellprojekt „Living Lab“ können wir auf dem Fliegerhorst all dies ausprobieren.

Digital Natives und Technologie-Fans freuen sich sicher über die Innovationen. Doch was sagen Sie den Menschen, die neuen Technologien eher skeptisch gegenüberstehen?

Für mich ist ganz wichtig, dass der Mensch im Mittelpunkt all dieser Überlegungen steht. Es muss einen klar erkennbaren Nutzen geben, dann können wir auch die notwendige Akzeptanz erreichen. Die Vorteile sind aber auch klar erkennbar: etwa bei der medizinischen Versorgung gerade auch älterer Menschen oder bei den Anforderungen an die Mobilität. Die technische Ausstattung muss sich am Leitsatz „Der Mensch im Zentrum“ orientieren, die Technologie ist letztlich Dienstleister und darf nicht im Vordergrund stehen.

Neben Oldenburg als Smart City – was ist sonst noch in diesem Jahr für Oldenburg geplant?

Wir haben viel vor in diesem Jahr. Wichtig ist mir vor allem die Entwicklung von Baugebieten, etwa am Bahndamm (Os- ternburg) oder auf dem Fliegerhorst. Außerdem werden wir zwei große Gewerbe ächen zu Standorten für Technologieansiedlungen vorbereiten, dies geschieht in Wechloy und Kreyenbrück. Größter Einzelposten in unserem Haushalt sind die Ausgaben für Schulen und Kitas, dafür geben wir in diesem Jahr etwa 30 Millionen Euro aus. Außerdem beschäftigen wir uns mit den Plänen für eine Modernisierung des Stadtmuseums – da bin ich sehr gespannt, was die Machbarkeitsstudie ergeben wird. Und auch beim Thema „Stadion“ warten wir auf das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie. Insofern könnte auch das ein Thema werden.

Wie sehen Sie ganz grundsätzlich die Zukunft Oldenburgs?

Die Stadt ist auf einem guten Weg. Sie wächst, ist attraktiv, und unsere Unternehmen sind wirtschaftlich erfolgreich. Wir haben alle Voraussetzungen, weiterhin eine sehr lebenswerte Stadt mit einem tollen Freizeitangebot zu bleiben.

Gibt es weitere Projekte, die Ihnen besonders am Herzen liegen?

Zentrale Bedeutung hat für mich die Entwicklung des Fliegerhorst-Geländes zu einem modernen Stadtteil Oldenburgs. Auch die Attraktivität der Innenstadt liegt mir sehr am Herzen, hier sind wir in einem engen Austausch mit dem CMO und den Geschäftsleuten. Unsere Innenstadt ist einer der Gründe, um nach Oldenburg zu kommen. Deshalb ist eine funktionierende City so wichtig für uns. Außerdem finde ich es wichtig, dass wir als Stadt die positive Entwicklung der Universität nach Kräften unterstützen.

Wie soll es nach Ihrer Amtszeit für Sie weitergehen?

Darüber mache ich mir derzeit noch keine Gedanken, ich bin ja immerhin bis 2021 gewählt.

Gibt es bereits jetzt einen Moment als Oberbürgermeister, an den Sie besonders gern zurückdenken?

Da gab es schon einige. Ich denke da an die Fahrradtour mit Bürgerinnen und Bürgern über den Fliegerhorst oder an die gelungene Unterbringung der Flüchtlinge. Dann konnten wir im Jahr 2016 den Carl-von-Ossietzky-Preis an den Psychologen und Islamexperten Ahmad Mansour verleihen. Und ich denke da auch an den engen Kontakt mit unseren Partnerstädten.
Kategorie: Menschen
Chapeau - Das Magazin für kultivierte Lebensart - Logo