Stil ALLES KOPF SACHE!
ALLES KOPF SACHE!
Air Up
Mit „Air up“ lösen fünf Jungunternehmer gleich mehrere Probleme unseres Getränkekonsums, denn ihre neuartige Wasserflasche hat ein ausgeklügeltes Konzept: Man kann ein selbst gewähltes Aroma schmecken und dennoch pures Wasser trinken. Der Geschmack entsteht allein über Duft. Möglich macht das eine Eigenart unseres Gehirns. Werden Softdrinks jetzt überflüssig?
Fotos: Air up
Dass ein erwachsener Mensch seinen körpereigenen Flüssigkeitshaushalt stabil halten und dafür täglich Wasser zu sich nehmen muss, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt etwa 1,5 Liter Wasser täglich. Wer Suppen, Obst oder Gemüse isst, nimmt mit dem Essen ebenfalls Wasser auf und muss entsprechend weniger trinken. So weit, so gut, aber ums Wassertrinken kommt niemand herum. Leider ist vielen Zeitgenossen pures H2O auf Dauer zu langweilig, und so greifen sie zu Softdrinks oder irgendwelchen Flavor-Varianten. Der Gesundheit ist das eher abträglich, und die meisten wissen das auch. Aber ihnen kann jetzt geholfen werden: Pures Wasser mit Geschmack, jedoch ohne Zusatz. Wie das geht? Das Start-up-Unternehmen „Air up“ fügt dem Wasser mit einer neuartigen Flasche und mit einem Filter ein Aroma hinzu, das mit der Luft eingeatmet wird und dem Gehirn einen Geschmack signalisiert, der in dem pur gehaltenen Wasser gar nicht enthalten ist. Der Geschmack kommt über den Duft – und das leidige Problem mit Zucker oder anderen schädlichen Stoffen im Getränk ist gelöst. Wir riechen Apfel, Limette, Orange-Maracuja, Pfirsich oder Zitrone-Hopfen, und über das sogenannte retronasale Riechen nehmen wir auch den entsprechenden Geschmack wahr – obwohl unser Körper nur klares Wasser aufnimmt. Eine Sinnestäuschung? Vor allem ein cleveres neues System für ein gesünderes Leben. Ausgedacht habe sich diese Innovation zwei Studierende an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch-Gmünd. Lena und Tim beschäftigten sich in ihrer Bachelorarbeit mit dem Problem Ungesunde Ernährung und entwarfen auf der Basis von neuesten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen die Air-up-Flasche. Hinzu kam Fabian, der Ernährungswissenschaften und Lebensmitteltechnologie studiert hat und darüber hinaus bereits als Koch in einem Sternerestaurant ein umfangreiches Wissen über Aromen und Geschmacksvarianten angesammelt hatte.
Das menschliche Gehirn unterscheidet zwischen einem Geruch, der orthonasal oder retronasal wahrgenommen wird – also über die Nase oder über den Rachenraum. Der orthonasal aufgenommene Duft wird tatsächlich als Geruch interpretiert, das retronasal eingeatmete Aroma jedoch als Geschmack. Das erlaubt der „Air up“-Flache, einfaches Wasser über aromatisierte Luft mit einer Vielzahl an Geschmacksrichtungen zu versehen. Geschmack durch Duft. Das ist nicht nur gesund, sondern dient auch der Nachhaltigkeit. Ein Duft-Pad reicht für die Aromatisierung von mindestens fünf Litern Wasser. Für die gleiche Menge muss ein Softdrink-Konsument fünf bis zehn PET-Flachen kaufen. Für den CO2-Ausstoß bedeutet „Air up“ deshalb auch weniger Gewicht, weniger Ladevolumen in Schiffen, Flugzeugen und LKW. Außerdem besteht der Duft-Pad aus recycelbarem Kunststoff, und die ergiebige Nutzung des Systems verhilft ihm zu einem Plastikbedarf, der um ein Vielfaches niedriger ist als bei herkömmlichen Produkten. Um aus dieser Idee aber auch ein Unternehmen zu machen, bedurfte es noch der Planung des Betriebswirtschaftlers Jannis und der Mitarbeit von Simon, der angesichts der vielversprechenden Möglichkeiten seine eigenen Pläne für ein Getränke-Start-up aufgab und sich dem „Air up“-Team anschloss. Zusammen gelang es den fünf Jungunternehmern, die Unterstützung einiger namhafter Investoren wie Frank Thelen oder die EU-Förderung Climate KIC für besonders nachhaltige Startups sowie ein Gründerstipendium der TU München zu gewinnen. Seit Jahresbeginn 2019 ist die Air-up-Flasche mit fünf Duft-Pads nun auf dem Markt und verspricht Fortschritt in mehrfacher Hinsicht: ein gesünderes Leben bei 50 Mal weniger Plastikverbrauch und 1000 Mal weniger CO2.