Lebensart AUF EINEN DRINK MIT…

AUF EINEN DRINK MIT…

Schauspieler Alexander Prince Osei und Raijko Geith

Bis kurz nach Weihnachten steht mit „Der Räuber Hotzenplotz“ wieder ein Klassiker des Kindertheaters auf dem Programm des Oldenburgischen Staatstheaters. Unter der Regie von Ekat Cordes müssen Kasperl und sein Freund Seppel eine Kaffeemühle zurückholen, die Hotzenplotz der Großmutter geklaut hat, und sie schaffen es am Ende, den bösen Räuber hinter Gittern bringen. CHAPEAU dafür – und Grund genug, mit den beiden Schauspielern Alexander Prince Osei und Rajko Geith über ihre Rollen in dem Stück zu sprechen.

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Raijko Geith ist 1988 in Hannover geboren. Nach dem Schauspielstudium in Frankfurt a.M. war er u.a. Ensemblemitglied am Hessischen Staatstheater, seit 2014 ist er festes Ensemblemitglied am Oldenburgischen Staatstheater. Dort moderiert er auch das Format „Melodien für Moneten“.

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Alexander Prince Osei ist 1989 in Saarbrücken geboren. Seine vierjährige Schauspielausbildung erhielt er an der Universität Mozarteum in Salzburg. Seit 2017 ist er festes Ensemblemitglied am Oldenburgischen Staatstheater.

CHAPEAU: Ihr spielt den Kasperl und den Seppel. Wer spielt denn wen?

ALEXANDER PRINCE OSEI:
Ich spiele den Kasperl…

RAJKO GEITH:
…und ich den Seppel.

CHAPEAU: Das Stück wendet sich doch explizit an Kinder?

ALEXANDER PRINCE OSEI:
Es gibt im Oldenburgischen Staatstheater zur Weihnachtszeit ja immer ein Stück für die Familie. Dieses Jahr ist es „Der Räuber Hotzenplotz“.

„Vor der Premiere haben wir uns gefragt, ob wir uns rasieren müssen.“

 

CHAPEAU: Schauspieler erzählen mir immer, wie wichtig es sei, sich ganz und gar in eine Rolle hineinzuversetzen. Versetzt Ihr euch in die Rollen von Kasperl und Seppel?

ALEXANDER PRINCE OSEI:
Tatsächlich identifiziere ich mich mit der Rolle, je häufiger ich sie spiele. Die Art, wie Kasperl spricht, wie er reagiert, wie er mit Seppel umgeht – ich bekomme durchaus Zugang zu der Figur. Inzwischen habe ich ihn richtig gern! Er ist ein lustiger, sehr liebevoller, wissbegieriger Typ – vielleicht etwas zu abenteuerlustig. Eine tolle Mischung aus cool und etwas verrückt. 

CHAPEAU: Wie alt sind eigentlich Kasperl und Seppel?

RAIJKO GEITH:
Eine gute Frage! Darüber haben wir uns schon oft unterhalten. Vor der Premiere haben wir uns zum Beispiel gefragt, ob wir uns rasieren müssen. Das Alter der beiden ist gar nicht definiert. Ich glaube, schon in der alten Verfilmung mit Gert Fröbe sind Kasperl und Seppel erwachsene Männer.

CHAPEAU: Als ich Kind war, hielt ich die immer für erwachsen. Aber jung geblieben.

RAIJKO GEITH:
Dann passt es ja. Das Schöne am jung gebliebenem Erwachsenen, der sich eine gewisse Naivität bewahrt hat, ist doch, dass sich dort Menschen jeden Alters andocken können. Das ist ein wichtiger Aspekt für ein Familienstück. Kasperl und Seppel sind Sympathieträger – und geborene Helden. Wie diese beiden auf die Welt schauen, hat etwas, was den Zuschauer bannt und fesselt.

ALEXANDER PRINCE OSEI:
Die Frage nach dem Alter der beiden tritt da in den Hintergrund. Interessant ist nur die Art, wie sie agieren. Wir spielen keine Kinder, aber auch keine Älteren. Kasperl und Seppel sind so alt wie wir sind.

CHAPEAU: Wird ein Stück für Kinder anders gespielt als eines für Erwachsene – wie ein Stück von Brecht, zum Beispiel? 

RAIJKO GEITH:
Man kann unterschiedliche Theaterproduktionen nur schwer miteinander vergleichen. In deinem Beispiel Brecht mit unserem Familienstück. Wie etwas gespielt wird, hat erst einmal viel mit dem Konzept zu tun, mit der Regie. Unser Regisseur Ekat Cordes hat gesagt, dass er keine Unterschiede mache zwischen Stücken für Erwachsene und Stücken für Kinder. Ekat hat eine sehr entschiedene Spielform, die sehr knallig ist, und wir haben auch ein sehr knalliges Bühnenbild. Häufig fällt bei uns das Stichwort „Comic“. Zum Beispiel sollen wir denken wie „Comic“. Solche Sachen wie „Hallo liebe Kinder, seid Ihr alle da?“, die man beim Kasper ja erwarten könnte, kommen nicht vor. Die sollen wir noch nicht einmal im Hinterkopf haben. Wenn so etwas auch nur durchschimmert, ist Ekat hellwach und ruft „Kindertheaterfalle!“. Sein Ansatz, kein Kaspertheater zu machen, gefällt den Kindern unheimlich gut. Aber auch den Eltern. 

„Wie Kasperl und Seppel auf die Welt schauen, bannt und fesselt den Zuschauer.“

CHAPEAU: Werden Rollen am Schauspielhaus ausgeschrieben, und Ihr bewerbt Euch auf diese oder jene Rolle – oder wird Euch mitgeteilt: „Du spielst übrigens den Kasperl und du den Seppel“?

RAIJKO GEITH:
Wir beide sind feste Ensemble-Mitglieder hier in Oldenburg und werden besetzt. Das geschieht in Absprache mit der Schauspielleitung und der Regie. In diesem Fall auch mit der Spartenleitung, weil das Stück in der Sparte „Junges Staatstheater“ läuft. Wir sind 18 Leute im Schauspiel-Ensemble, und wir werden auf die Produktionen verteilt. Es laufen ja noch eine Reihe anderer Proben – und das muss sich ausgehen.

CHAPEAU: Wie viele Rollen schafft Ihr Euch so drauf? 

ALEXANDER PRINCE OSEI:
Pro Spielzeit machen wir vier neue Stücke. Dazu kann von der vorigen Spielzeit noch mal etwas dazukommen. Zwischen vier bis acht Rollen haben wir also „drauf“, wie du sagst. Aber nicht ständig parat. Man muss sich immer wieder einarbeiten.

CHAPEAU: Macht das den Job anstrengend?

ALEXANDER PRINCE OSEI:
Ein bisschen schon, aber das liegt weniger an der Anzahl der Stücke. Das, was ich jetzt gerade mache, ist wichtig. Die anderen Rollen treten in diesem Moment in den Hintergrund. Die Anstrengung hängt nicht von der Anzahl der Stücke ab, sondern von der Intensität der Vorbereitung. 

CHAPEAU: Der Hollywood-Schauspieler Keith Carradine hat mir gegenüber von der Freude an der Arbeit gesprochen. Arbeit, die beim Film leider nur einen Film lang dauere, sich bei Bühnenproduktionen aber Tag für Tag wiederhole. Geht euch das genauso?

RAIJKO GEITH:
Wie in jedem anderen Job auch. Mal ist es toll und macht viel Spaß, mal ist es ätzend. Genau wie im richtigen Leben. Hier im Ensemble bin ich jetzt im fünften Jahr. Dreharbeiten sind anders, mehr aufs Projekt bezogen. Läuft’s gut, drehst du heute in Thailand und morgen in der Sächsischen Schweiz. Das ist nicht unbedingt schöner, aber anders. Persönliche Dinge spielen auch eine Rolle dabei, was man während der Arbeit empfindet. Egal, ob man gerade dreht, oder am Theater probt: Es ist für jeden ätzend, nicht zur Hochzeit des besten Freundes gehen zu können. Aber dann ist wieder alles ganz toll – und aus solchen Momenten entsteht die Vorstellung vom Traumberuf. Auf der Bühne zu stehen, hat etwas Erhebendes. Deshalb haben wir uns ja auch beide ganz bewusst für diesen Beruf entschieden.

CHAPEAU: War es der Wunsch, Schauspieler zu werden, oder Theater zu machen; Musik, Gesang, Tanz?

ALEXANDER PRINCE OSEI:
Mit 13 wollte ich schon Schauspieler werden. Das ist so geblieben. Nach dem Abi Schauspielkurs, dann die Uni, dann der Beruf, Theater. Film oder Bühne ist dabei nicht entscheidend. Beides ist besonders, und beides macht viel Freude. Ich möchte immer beides machen können.

CHAPEAU: Lohnt sich „Der Räuber Hotzenplotz“ auch für mich?

RAIJKO GEITH:
Natürlich lohnt es sich! Es ist mal niedlich, aber auch lustig. Mit Witzen, die Kinder mitunter gar nicht richtig verstehen. Eine Mischung, die jeden guten Disneyfilm ausmacht. Es ist ja auch ein Familienstück, kein Kindermärchen. 

„Regisseur Ekat Cordes hat eine sehr entschiedene Spielform, die sehr knallig ist.“

CHAPEAU: Viel Erfolg! Was sagt man auf der Bühne?

RAIJKO GEITH:
Toi, toi, toi. Und wichtig: sich dafür nicht bedanken! Dann bringt’s nämlich Unglück…

„Auf der Bühne zu stehen, hat etwas Erhebendes.“

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Oldenburgisches Staatstheater
THEATER BAR (die längste Bar der Stadt)

Theaterwall 28,
26122 Oldenburg

www.staatstheater.de

Kategorie: Lebensart
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