Genuss Bei Tisch: Die begehrtesten Stoffservietten der Stadt – Mamma Mia
Bei Tisch: Die begehrtesten Stoffservietten der Stadt – Mamma Mia
Gourmet Klaus von Due, CHAPEAUs Gastro-Kritiker
Im nächsten Jahr wird das „Mamma Mia“ in Oldenburg 40 Jahre alt. Ich werde 50, kenne den Laden aber erst seit 26 Jahren. Was ist da schiefgelaufen? Dazu vielleicht ein andermal mehr.
Als bekennender Liebhaber des Hauses schätze ich vor allem die Kontinuität. Die des Angebotes, des Personals, der Eigentümer. Ich schätze gute Umgangsformen ebenso wie Herzlichkeit beim Empfang und der Bewirtung. Wobei ich nüchtern genug bleibe, um festzustellen: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Stolz bin ich auf das Erreichte: die Stoff serviette, das Riedel-Glas, die kleine Auswahl Antipasti. Das geht auch anders, wie an den Nebentischen zu sehen. Was daran auszusetzen ist? Nichts. Ich reserviere – da kann in Ruhe und vernünftig eingedeckt werden. Ich bin bekannt, auch für meine Liebe zu italienischen Flaschenweinen. Und damit gibt’s ein gescheites Glas. Wunderbar!
Und nun zur Küche. Sie ist „echt“ italienisch. Natürlich ist in der Carbonara keine Sahne, im Tiramisú auch nicht. Die Nudeln sind al dente, frei von Öl, die Salate wiederum mit Essig und Öl leicht angemacht. Der Risotto hat die genau richtige Konsistenz, nach der Bolognese weiß ich, warum sie den klassischen Ragouts zugerechnet wird. Was frisch aus der Vitrine empfohlen wird – in der Regel Fisch, Krustentiere und Meeresfrüchte, ist ein Knaller (und nicht etwa, weil der Preis so erschreckend ist). Brauche ich eine Extrawurst: kein Problem. Hat der Kü
chenchef Zeit, macht er mir eine Käsesuppe oder die von mir so geliebte Stracciatella (eine klassische italienische Suppe aus Fleischbrühe mit Ei), gleich, was gerade auf der Karte steht. Und tolle Weine gibt es! Insbesondere sardische Weine, die ich mir stets empfehlen lasse. Nach dem Preis habe ich nie gefragt. Die Erfahrung hat mich gelehrt, das auch nicht tun zu müssen.
Ja, das Mamma Mia ist voll. Eigentlich immer. Aber das macht es auch zur guten Stube der Stadt. Jeder kennt jeden, man hält ein Schwätzchen hier, ein Schwätzchen dort, bis man endlich den eigenen Tisch erreicht hat. Dann sitzt man und stellt dankbar fest, wie nun ein weiterer schöner Abend unaufgeregt seinen Lauf nimmt.
Sie können meine Erfahrungen nicht teilen? Versuchen Sie Folgendes: Reservieren Sie, sagen Sie ab, wenn Sie nicht kommen können. Grüßen Sie Gastgeber und Mitarbeiter (Vorsicht, man grüßt zurück!). Sagen Sie „bitte“ und „danke“. Denken Sie an ein angemessenes Trinkgeld. Man wird sich auf ein Wiedersehen mit Ihnen freuen. Übrigens nicht nur im Mamma Mia, sondern auch in anderen Restaurants.