Kolumne Bei Tisch: Im Atelier.
Bei Tisch: Im Atelier.
Gourmet Klaus von Due, CHAPEAUs Gastro-Kritiker
Wie es mit dem Fisch aussieht? Die Jakobsmuschel „fried rice“ ist tatsächlich kross angebraten, wie gebratener Reis eben, behält aber doch ihre stramm-weiche Konsistenz bei. Der begleitende Cannellono aus Muskatkürbis, gefüllt mit Creme aus Kokos, Nuss und Koriander, dazu eine stark konzentrierte thailändische Tom-Yam-Brühe – eine so wundervolle Kombination, die noch dazu ihren Geschmack in sich steigernden Stufen entfaltet. Dann gab es den seltenen, wohl weil so stark unterschätzten Steinköhler – mit Nashi-Birne, Mönchsbart und Yuzu-Zitrone eine kräftig schmeckende Vision vom perfekten Fischgang.
Es ist eine Küche ohne aktionistischen Avantgardismus, die auf Anrichte-Akrobatik, auf Experimente jenseits des hochwertigen Tellers souverän verzichtet, nicht selbstgefällig ist und aus einem profunden Erfahrungsschatz schöpft, frei von Routine. Gut so: denn was die Patisserie zum Ende hin bietet, entzieht sich wenigstens meiner Beschreibung. Und muss und kann gegessen werden. Cassis semifroid in Blätterteig mit Haselnüssen und Vanilleessig werde ich nicht vergessen, Maccarones und Pralinés wieder und wieder erinnern. Christian Hümbs galt schon vor seiner Einbindung ins Atelier-Team als DER deutsche Patissier; wenn es je zu einem „Danach“ kommen sollte, wird‘s eng.