Innovation Copenhagen Islands

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Copenhagen Islands: Freizeit im schwimmenden Park!

Text: Michael Eckert / Fotos: Marshall Blecher & Magnus Maarbjerg / From Maritime Architecture Studio

Eine kleine Insel mit einem Baum in der Mitte. So stellen wir uns seit der Kindheit „die einsame Insel“ vor. Im Hafen von Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen aber schwimmt seit 2018 ein solches Eiland, das den Protoyp eines geplanten riesigen Inselparks bildet. Vielleicht sogar den bescheidenen Vorboten eines zukünftigen Lebens auf dem Wasser. 

Ab auf die Synthetik-Insel! Mit der Idee künstlicher Inseln ist es ein bisschen wie bei „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Wir erinnern uns: In Michael Endes Jugendbuchklassiker aus dem Jahr 1960 unternehmen die beiden Titelhelden eine abenteuerliche Reise übers Meer, weil ihre heimische Insel Lummerland nach Meinung des Königs überbevölkert ist. Am Schluss kehren Jim und Lukas mit einer zweiten Insel im Schlepptau zurück, „Neu-Lummerland“. Problem gelöst! Heute, 70 Jahre danach, sind künstliche Inseln tatsächlich im Trend. Ob als zusätzlicher Baugrund, als Ferienort und irgendwann vielleicht auch als Steuerparadies für Superreiche – in vielen Teilen der Welt werden mittlerweile Inseln aufs Wasser geplant und gebaut. In einer kleinen Artikelserie stellen wir einige dieser „Neu-Lummerländer“ vor. Lust aufs Inselleben? 

Reif für die Insel? Dann lohnt vielleicht ein Blick auf Dänemark. Das Land zwischen Nord- und Ostsee verfügt über 1.419 Inseln mit einer Größe von mehr als 100 qm, von denen aber nur 74 bewohnt sind. Sieht aus, als gäbe es dort noch jede Menge Platz. Aber unseren nördlichen Nachbarn scheint das immer noch nicht zu genügen, denn vor der Küste der Hauptstadt Kopenhagen entsteht derzeit ein ganzer Park mit vielen kleinen künstlichen Inseln. Grund für den Bau der „Copenhagen Islands“ ist natürlich nicht der Mangel an Inseln im Staate Dänemark, sondern der knapp gewordene Platz auf Kopenhagens dicht besiedeltem Hafenrand. Der neue Inselpark soll in erster Linie der Lebensqualität der Bewohner zugute kommen – laut Vision der Architekten eine völlig neue Art von Public Space in der Stadt: öffentlicher Raum in Form kleiner schwimmender Inseln, „die entdeckt und erobert werden können“. Wie das aussehen kann, ist auf einem Prototyp zu sehen, der seit 2018 im Hafen Kopenhagens schwimmt. Anlass-, wetter- oder jahreszeitenbedingt ankert er an unterschiedlichen Orten und wird für verschiedene Freizeitaktivitäten genutzt. Etwa als Badeinsel für Schwimmer, als Anlege- oder Rastplatz für Segler, als Picknick-Area oder als kleine Bühne für Veranstaltungen. „Es sind die Besucher, die den eigentlichen Verwendungszweck und die Funktion bestimmen.“ 

„Öffentlicher Raum in Form schwimmender Inseln, die entdeckt und erobert werden können.“

Inmitten der holzbeplankten Oberfläche der Insel thront ein einsamer Baum – ganz so, wie man sich eine „einsame Insel“ vorstellt. Das Holz stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft, der Inselkörper selbst besteht aus einer Stahlkonstruktion und recycelten Schwimmkörpern. Die Nutzung ist ebenso flexibel gedacht wie der modulare Ausbau des „Parkipels“. Die Flächen können beliebig im Hafengebiet und an der Küste verschoben, angeordnet oder vorübergehend zusammengelegt werden. Neben der Freizeitnutzung – etwa auch als Spielplatz oder als Sauna – sollen die Inseln Oberflächen bieten für endemische Pflanzen und Gräser oder Zufluchtsorte für Vögel wie Möwen, Schwäne, Tauben und Enten. Unter Wasser können Muschelfarmen angelegt werden, Seegras und Weichtiere sollen sich am Schwimmkörper ansiedeln und so wiederum neue Lebensräume für Fische eröffnen. 

Das Konzept des Inselparks kommt vom dänischen Architekturbüro Fokstrot und dem australischen Architekten Marshall Blecher und wurde bereits mit dem „Taipei International Design Award“ ausgezeichnet. Es sieht vor, dass dem Protoytp noch in diesem Jahr weitere Inseln hinzugefügt werden und dass der Park etappenweise weiter ausgebaut wird. Eine Obergrenze gibt es bei der Idee nicht. In Zeiten von Klimawandel und steigendem Meeresspiegel kann der schwimmende Park sogar ein Modell für künftige Planungen in viel größeren Maßstäben bilden – eine schwimmende Stadt, ein komplettes Land oder gar ein ganzer Kontinent auf dem Wasser? Diese Vision gehört natürlich noch in den Bereich Science Fiction. Zunächst wird der Bau der Copenhagen Islands vorangetrieben, um das lebendige Treiben im Hafen der Stadt zu bereichern und weiter zu befeuern. Deshalb unterstützen die Stadt Kopenhagen und die öffentliche Stadtentwicklungsorganisation By & Havn das Projekt, für dessen Umsetzung der Nordhavn Kajakklub verantwortlich zeichnet. Zusammen verwirklichen sie eine ganz neue Vorstellung vom urbanen Leben. 

Kategorie: Innovation
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