Kunst (Design) Das letzte Bild 
ist immer das Schönste

Das letzte Bild 
ist immer das Schönste

Interview mit Leif Trenkler

Interview mit Leif Trenkler

Interview: Michael Eckert / Portrait: Benjamin Katz

Der Kölner Maler Leif Trenkler schafft bevorzugt harmonisch ausgewogene Kompositionen, die eine Sehnsucht nach Harmonie im Einklang mit der Natur ausdrücken. Im wahren Leben geht es bei Trenkler weniger ruhig zu. Seine Arbeiten sind begehrt, eine Ausstellung jagt die nächste. Seine Werke wurden unter anderem in München, Bremerhaven, Zürich, Leipzig oder Wiesbaden gezeigt, und im Herbst folgt eine Gemeinschaftsausstellung in der Galerie Lake in Oldenburg. Grund genug, den Künstler näher vorzustellen. 

Info – Leif Trenkler ist 1960 in Wiesbaden geboren und studierte zwischen 1984 und 1986 Kunst an der Städelschule in Frankfurt am Main, wobei er für ein Jahr an die Kunstakademie Düsseldorf wechselte. Von 1988 bis 1990 besuchte er schließlich wieder die Städelschule. Heute lebt und arbeitet Trenkler in Köln. Seine Bilder reflektieren zeitgenössische Diskurse, sind zugleich Bildvorstellungen der Romantik verpflichtet. Unter dem Titel „Beauty“ erschien kürzlich ein Bildband von Stephanie Götsch und Gottfried Knapp mit Werken Trenklers aus über 10 Jahren (Hirmer Verlag, 35 Euro).

Leif Trenkler

Leif Trenkler, Beauty, Hirmer Verlag, 143 Seiten, 35€

CHAPEAU — Du giltst als Mitbegründer der „Neuen Figuration“ in Deutschland. Was ist darunter zu verstehen?

LEIF TRENKLER – Die neue Figuration bringt die Figuration und das Abstrakte zusammen. Die Farben sind exotisch oder auch fehlgesteuert, ergeben aber immer wieder eine neue Harmonie. Es geht letztendlich darum, dass man sich über das Bild aufregt und dann doch zu einer neuen Ruhe kommt. 

Fühlst du dich in dieser Kategorisierung gut aufgehoben?

Die Formulierung ist natürlich dehnbar, da die bildende Kunst frei ist und ich mich dem entsprechend ständig selbst überrasche beim Weiterentwickeln meiner Malerei. 

Wie beschreibst du deinen persönlichen Malstil?

Expressiver Impressionismus mit klaren visuellen Formulierungen. 

Welches deiner Werke siehst du als dein wichtigstes an?

Eigentlich immer das letzte Bild. Das letzte Bild ist das Wichtigste und Schönste. Ich freue mich immer wieder auf das Neue. 

Welche Technik nutzt du?

Das Abmischen von Ölfarben habe ich zur Perfektion gebracht. Manchmal mische ich eine Stunde eine einzige nuancierte Farbe an, die zu den anderen Farben passen muss. Bis die Farbkomposition genauestens stimmt, bringe ich viel Zeit für ein Bild auf. 

Der junge Mann und der Fluss, 150x300 cm, 2021

Bleibt dir noch Zeit für weitere Leidenschaften über die Malerei hinaus?

Natürlich beschäftige ich mich auch mit anderen Themen. Mich interessieren Barockmusik und Komponisten wie Haydn, Bartok, Britten, Piazolla; bei Modedesign Alexander McQueen oder Iris van Herpen; in der Architektur Zaha Hadid, Frank Gehry, I.M.Pei und in der Fotografie F.C. Gundlach, Horst B. Horst, Lee Friedlander oder Jürgen Teller. 

Wo findest du die Themen für deine Bilder?

Es geht um Atmosphären, die ich in meinen Bildern darstelle. Diese sind eine Konzentration von bestimmten Gefühlen, die das Bild am Ende ausstrahlt. Ich transportiere Inhalte, die eine metaphorische Bedeutung haben. 

Würdest du dich als politischen Menschen bezeichnen?

Aber ja! Als glühender Verfechter unserer Demokratie bestehe ich auf Akzeptanz der menschlichen Vielfältigkeit. Ich setze mich für die allgemeine Freiheit ein, die uns eine Demokratie bietet. 

Mit welchen Künstlern suchst du den regelmäßigen Austausch?

Kürzlich war ich mit Julian Schnabel, Georg Dokoupil und Daniel Kehlmann unterwegs. Oft und gerne bin ich mit Leiko Ikemura oder Curtis Anderson und Rosemarie Trockel und Paul Schwer zusammen, um über neue Kunstströmungen zu sprechen. 

Gibt es eine Kölner Künstlerszene, der du dich zugehörig fühlst?

Die Kunstszene in Köln ist sehr vielfältig. Wir verstehen uns alle recht gut und treffen uns regelmäßig bei Eröffnungen.

Studiert hast du Kunst aber in Frankfurt am Main und in Düsseldorf. Welche Einflüsse waren für dich die prägendsten?

Als ich in Frankfurt studierte, war die Stadt eine aufstrebende Kunstmetropole mit vielen neuen und bedeutenden Institutionen. Kaspar König stellte damals viele wichtige Künstler im Portikus aus, von Gerhard Richter bis Jörg Immendorf. Das waren superinteressante Ausstellungen damals. Claude Ammann startete ein neues Programm im Museum für Moderne Kunst, die Schirn Kunsthalle eröffnete 1986 in der Frankfurter Altstadt, und im Städel Museum gab es schon immer fantastische Ausstellungen. Auch der Kunstverein mit seinem Direktor Peter Weiermair boten wichtige Ausstellungen. Und mit der Art Frankfurt gab es dort eine neue interessante Kunstmesse. Es herrschte dort eine Zeit  des Aufbruchs, und neben Düsseldorf war die Städelschule in Frankfurt damals die wichtigste Kunstakademie in Deutschland.

Wann ist dir überhaupt klar geworden, dass du Künstler werden willst – oder musst? 


Mit 12 Jahren war ich mir sicher, dass mein Weg in die Kunst führt. Ich entdeckte in den Uffizien in Florenz die Meister der Renaissance. Botticelli, Uccello, Bronzino. Da war es um mich geschehen. 

Hattest du jemals einen anderen Berufswunsch?

Ich habe immer gezeichnet und Kopien von Leonardo da Vinci und Michelangelo oder Giorgio de Chirico angefertigt. Meinen Eltern habe ich zu verdanken, dass sie das riesengroße Kunstbuch „Geschichte der Kunst“ von Hans. H. Hofstätter im Bücherschrank stehen hatten. Ich habe dieses Werk immer wieder durchgeblättert und so alle Künstler kennengelernt. Besonders die Renaissance und der Manierismus hatten es mir angetan.

Silence 80x60 cm, 2020

Hotel International (Phoenix), 162x130 cm, 2020

Liegen dir diese Epochen der Kunstgeschichte immer noch ganz besonders am Herzen?


Nachdem ich jahrzehntelang alle Kunstepochen durchstudiert habe, bin ich mittlerweile in der Neuzeit gelandet.

Reist du viel, um Museen und Ausstellungen zu besuchen?

Exakt. In der ganzen Welt ist kein Museum vor mir sicher. Am beeindruckendsten waren das New Yorker Whitney Museum und das Museum of Modern Art, das MoMA. Das schönste Museum habe ich in Palm Springs gesehen, und die interessanteste Museumsausstellung in letzter Zeit war die zu Lucio Fontana im Musee d´art de la moderne in Paris.

Wie hast du die lange Zeit des Lockdowns überbrückt?

Ich musste sehr viel arbeiten. Über drei Meter lange Bilder malen. In der Zeit hatte ich eine Museumsausstellung vorzubereiten und nebenbei noch einige Galerie-Ausstellungen. Außerdem habe ich den neuen Katalog „Beauty“ beim Hirmer Verlag vorbereitet. Der ist gerade herausgekommen und zeigt die letzten zehn Jahre meiner Malerei.

Und was steht jetzt bei dir an?

Meine Ausstellung „Coloured Beauty“ läuft noch bis zum 10. Oktober im Buchheim Museum am Starnberger See. Jetzt im August habe ich noch eine Galerieausstellung bei Wolfgang Jahn in München und Ende Oktober folgt eine Ausstellung bei der Artgallery Wiesbaden. Dann gibt es eine Gruppenausstellung in Oldenburg bei der Galerie Ralf Lake, Ende November eine Galerieausstellung bei Frederique Hutter in Zürich, danach in der Galerie Thomas Rehbein in Köln und in Leipzig in der Jochen Hempel Galerie und noch vieles mehr im nächsten Jahr.

Was wünschst du dir für deine künstlerische und private Zukunft?

Schön wären Dauerleihgaben meiner Bilder im MoMA und im Museum of Modern Art Tokyo. Und Ausstellungsräume, in denen ich meine monumentalen Arbeiten zeigen kann.

Dazu und für alle anderen Projekte wünschen wir dir weiterhin viel Erfolg und bedanken uns für das Interview.

Kategorie: Kunst (Design)
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