Reisen Dem Himmel ganz nah

Dem Himmel ganz nah

Die Steinsäulen des Wulingyuan

Die Steinsäulen des Wulingyuan

Text: Mario Kraft

HEUREKA – Reisen heißt entdecken!
Die Welt ist schön und bietet zahllose Möglichkeiten zur Erholung und Entspannung – aber ebenso viele atemraubende Attraktionen und spannende Expeditionen, die unsere Horizonte erweitern und das Leben bereichern. CHAPEAU ist unternehmungslustig, und mit der Rubrik HEUREKA! stellen wir in jeder Ausgabe ein einzigartiges Reise-Highlight vor, das eine Entdeckung lohnt. Abenteuer gesucht? Gefunden! 

Die zerklüftete Sandsteinlandschaft von Wulingyuan im Norden der chinesischen Provinz Hunan gehört seit 1992 zum Weltnaturerbe der UNESCO. Spektakulär ist Wulingyuan vor allem wegen seiner vom Wald bewachsenen Sandsteinpfeiler, die bis zu 200 Meter in den Himmel ragen. 

Eine atemberaubende Kulisse im wahrsten Sinne – gern genutzt auch für großes Kino. Regie-Visionär James Cameron drehte Teile seines Science-Fiction-Epos „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ in den Schluchten Wulingyuans. Die riskant in den Himmel ragenden Steinsäulen mit den darauf balancierenden Bäumen müssen die Crew aus Hollywood schlichtweg überwältigt haben – auch ohne die schwebenden Berge, die sie dem Panorama später noch per Computertechnik hinzuzauberten. Wer hier leibhaftig steht, vermisst den CGI-Hokuspokus nicht. Eine Vielzahl natürlicher Attraktionen finden sich im Nationalen Waldpark Zhangjiajie. 

Der bildet einen von drei Abschnitten des Wulingyuans und ist nach der südlich gelegenen Stadt Zhang jiajie benannt. Zhang jiaji wurde 1982 zum ersten Nationalpark Chinas ernannt und gilt bis heute als einer der schönsten Landes. Die Landschaft präsentiert sich hier äußerst vielfältig. Im Kontrast zu dem bizarren Karstgebirge stehen klare Teiche, sprudelnde Flussläufe , malerische Wasserfälle und mystisch anmutende Höhlen. Zudem wurde 2016 ein gläserner Skywalk eröffnet, der mutigen Besuchern aus 300 Metern Höhe atemberaubende Ausblicke erlaubt. Die Glasbrücke war gleich nach ihrer Eröffnung ein dermaßen beliebtes Ausflugsziel, dass sie wegen des Ansturms schon nach zwei Wochen vorübergehend wieder geschlossen werden musste. Seither müssen sich Besucher am Vortag der Begehung anmelden und auch das Ticket vorher lösen. 

Die vertikal emporragenden Topographien inspirierten die Chinesen zu verschiedensten Namen und Bezeichnungen. Gern und häufig nutzten sie dazu den Wortteil „Himmel“ (chinesisch Tian). Im Nationalen Waldpark Zhangjiajie findet sich die „Südliche Himmelssäule“ (Nantian Yizhu). Der „Berg des Himmelssohns“ (Tianzishan) liegt im dazugehörigen Naturschutzgebiet Tianzishan und kann zu Fuß oder per Seilbahn erklommen werden.
Ein lokales Sprichwort besagt: „Wer nicht den Huangshizhai-Berg bestiegen hat, bereiste Zhang jiajie vergebens.“ Danach gehört ein Besuch im „Dorf der gelben Steine“ (Huangshizhai) zum Pflichtprogramm. Dieses „Dorf“ ist in Wahrheit eine Gruppe aus sandsteinernen Gipfeln, die zum Berg Huangshizhai gehören. Tatsächlich lohnt sich die Mühe des Aufstiegs. Der höchste Gipfel hat eine Höhe von 1300 Metern und bietet einen Aussichtspunkt, von dem aus man den gesamten Waldpark im Blick hat. Auch hier kann man sich den Auf- und Abstieg mit einer Seilbahn erheblich erleichtern. Allerdings stellte eine chinesische Tageszeitung schon vor zehn Jahren fest, dass die Eintrittspreise zu den meisten Sehenswürdigkeiten des Landes unverhältnismäßig teuer seien und in keinem guten Verhältnis zu den Durchschnittslöhnen stehen. 

Wer es sich aber leisten kann, genießt den Reichtum an mal spektakulären, mal meditativen Landschaften. Man gönnt sich auch gern einen mehrtägigen Aufenthalt in der Region und nutzt das breite Spektrum an Bewegungsmöglichkeiten. Spaziergänge entlang von Bächen wie dem Jinbian stellen eine entspannende Abwechslung dar zu teils anspruchsvollen Wander- und Kletterpartien. Rund um die Stadt Zhang jiajie befinden sich auch noch weitere Attraktionen – wie der Nationale Waldpark Tianmenshan. Er liegt südlich außerhalb der Stadtgrenze und ist ebenso reichhaltig an Attraktionen wie Wulingyuan. 

Die Stadt Zhangjiajie selbst beherbergt sehenswerte Kulturstätten und bietet mit verschiedenen Hotels, Restaurants, Bars und Supermärkten alle zivilisatorischen Annehmlichkeiten. Auch infrastrukturell ist sie gut angebunden. Die Anreise kann mit der Bahn zum Beispiel von der Provinzhauptstadt Changsha aus erfolgen, und der Flughafen in Zhangjiajie ermöglicht zahlreiche Flugverbindungen innerhalb Chinas. Die Hauptreisezeit ist von April bis Oktober, wobei die klimatischen Bedingungen im Frühling und im Herbst angenehmer sind als im heißen Sommer. Wer sich auf eine Rundreise durch die Provinz Hunan begibt, sollte für die Besichtigung des Nationalen Waldparks Zhang jiajie mindestens zwei bis drei Tage einplanen. 

Städtereisende sollten auch ein paar Tage in Changsha verbringen. Hier ist alles noch einmal eine Nummer größer, belebter und urbaner als in Zhang jiajie. Die Provinzhauptstadt mit ihren rund 7 Millionen Einwohnern ist – zumindest nach europäischen Maßstäben – eine ausgewachsene Mega-Metropole. Schöne Städte gibt es überall auf der Welt, aber die zauberhaften und skulpturalen Landschaften rund um Zhang jiajie sind einmalig. Die natursteinernen Monumente des Wulingyuan sollten bei der Bereisung der Region natürlich im Mittelpunkt stehen. Die Suche nach außergewöhnlichen und charaktervollen Reisezielen kann nicht am Reich der Mitte und der Provinz Hunan vorbeiführen. 

Kategorie: Reisen
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