Auto Der E-Bulli

Der E-Bulli

Wiederbelebung einer Legende

Wiederbelebung einer Legende

Text: Torsten Könekamp / Fotos: Volkswagen

Bereits vor Jahren als Designstudie präsentiert, bringt VW endlich den neuen Transporter heraus, dessen Outfit sich am legendären T1 orientiert. Elektrisch angetrieben, richtet sich der ID.Buzz als Angebot an Familien und Handwerker. Hat er das Zeug zum Klassiker?

Die erste Ankündigung liegt Ewigkeiten zurück, nun geht der ID. Buzz von Volkswagen endlich in Serie. Im Mai 2022 startet der Vorverkauf, im Herbst ist offizielle Händlerpremiere. Im Design der ersten elektrischen Großraumlimousine schlägt VW den Bogen zurück zum legendären „Bulli“, der 1950 seinen Einstand gab und binnen 70 Jahren zum Traum ganzer Generationen geworden ist. Erst Motor des Wirtschaftswunders, dann Ikone der Hippies und bis heute Kultauto für Camper, Studienräte und Familienväter. Neben dem Käfer verbinden sich mit keinem anderen VW-Modell die Gefühle so vieler unterschiedlicher Generationen. Aber im Gegensatz zum Käfer, der längst Geschichte ist, führt die Historie des VW-Busses ungebrochen bis zum heutigen Multivan. 

Nun muss sich erweisen, ob das E-Mobil ID.Buzz ähnliche Emotionen wecken kann. Das Auto ist vielleicht etwas nüchterner geworden, als sich manche erhofft haben. Aber die Batterie im Boden verschafft eine hohe Sitzposition, Fahrer oder Fahrerin blicken auf eine weitläufige Cockpit-Landschaft. Sympathisch und eine schöne Reminiszenz sind die Halteschlaufen anstelle profaner Griffe. 

Wie seinen legendären Urahn gibt es den ID.Buzz auch als Lastesel fürs Handwerk oder zum Transport, wobei er dann unter der Bezeichnung „Buzz Cargo“ geführt wird. Und ebenso wie die früheren Bullis verfügt er über Heckantrieb, der nun aber vollelektrisch arbeitet. Der Motor stellt mit 204 PS und 310 Newtonmeter Drehmoment schöne Beschleunigungswerte sicher. Allerdings ist bei 145 km/h Schluss, sonst ginge es dem Akku zu sehr an den Kragen. Der fasst um 50 oder 77 kWh. Die Reichweite soll laut Borddisplay bei rund 400 km liegen. Zu dem 77-kWh-Akku mit einem 150-kW-Motor sollen später noch mindestens zwei weitere Varianten hinzukommen: Der „Pure“ mit etwas mehr als 50 kWh für runde 300 Kilometer und das Top-Modell mit einer zweiten E-Maschine für Allradantrieb und sportlichen 300 kW/400 PS. 

Geladen wird die Lithium-Ionen-Batterie an Wallboxen und öffentlichen Ladepunkten mit 11 kW Wechselstrom (AC). Per CCS-Stecker an einer DC-Schnellladesäule (Gleichstrom) steigt die Ladeleistung auf bis zu 170 kW; die Batterie ist so nach rund 30 Minuten von 5 auf 80 Prozent geladen.
Mit Buzz-Premiere führt VW das Plug & Charge an der Ladesäule ein: ohne leidige Authentifizierung und vorbereitet für bidirektionales Laden. Letzteres macht den Bus zum Pufferspeicher für den Strom vom heimischen Solardach. 

Der zivile Buzz wird ein Fünfsitzer, der Cargo bekommt vorn drei Plätze. Auf 4,71 Meter Länge sind drei Meter Radstand untergebracht, das schafft üppigen Raum für Luft und Liebe. Zwei Meter Breite sind freilich eine Ansage mit Besorgnispotential für alle, die den Buzz auch mal im Parkhaus abstellen wollen. 1.120 Liter passen in den Kofferraum, wenn alle Möglichkeiten des Faltens und Legens genutzt werden. Die Anhängerkupplung zieht 1.000 Kilogramm. Wie in Elektroautos üblich, ist der Wendekreis mit gerade einmal elf Metern erfreulich klein. Für den Fahrer fühlt sich der ID Buzz so handlich an wie sonst allenfalls ein Golf, und die Hinterbänkler haben dank des großen Radstandes jede Menge Beinfreiheit. Obwohl der ID.Buzz mit 4,70 Metern rund 20 Zentimeter kürzer ist als der Multivan, stehen die Achsen fast drei Meter weit auseinander. 

Die Preise beginnen bei etwa 63.000 Euro für die erste Auflage, ein später kommendes Einstiegsmodell soll den möglichen Basispreis auf 55.000 und mit dem Cargo auf 45.000 Euro senken. Auch darin steht der ID.Buzz ganz in der Tradition des Bulli. Zumindest seit den letzten Generationen ist das auch kein günstiges Auto. 

Kategorie: Auto
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