Menschen „Die Martina Bönisch ist aus meinem Leben nicht wegzudenken“
„Die Martina Bönisch ist aus meinem Leben nicht wegzudenken“
Interview mit Anna Schudt
Interview mit Anna Schudt
Text: Arash Farahani / Fotos: Contentley Media
Anfang des Jahres hat sich Anna Schudt von ihrer bekanntesten Rolle im Dortmunder „Tatort“ verabschiedet. Wir trafen die Schauspielerin am Rande der Filmfestspiele in Berlin, fragten nach den Gründen ihres Ausscheidens – und wie sie künftig Leben und Karriere managen will.
CHAPEAU — Bei berufstätigen Frauen spricht man landläufig von einer „Doppelbelastung“. Bei dir muss man ja sogar von einer Dreifach-Belastung sprechen: Theater, Fernsehen und Familie. Was nimmt dich zeitlich am meisten in Anspruch?
ANNA SCHUDT – Ich sehe weder das eine noch das andere als Belastung an, sondern nehme es jeweils als Inspiration. Es gibt ja noch sehr viele andere Themen im Leben – aber diese drei haben alle miteinander zu tun, und es ist gut zu fragen, was man aus ihnen lernt. Worauf liegt momentan der Fokus und wie organisiere ich alles parallel? Eigentlich eine tolle Aufgabe. Die größte Herausforderung ist, wenn der Plan mal nicht aufgeht. Wenn sich Dinge verschieben, weil jemand krank wird oder Termine nicht wahrgenommen werden können – dann wird es tricky. Aber ansonsten lebt das eine vom anderen. Ohne diese Themen möchte ich gar nicht sein, wobei Theater aktuell den kleinsten Teil einnimmt. Manchmal verschieben sich die Prioritäten von allein.
Du warst ja schon mit 16 Jahren sicher, dass du Schauspielerin werden möchtest. Woher kommt diese Leidenschaft – etwa für das Theater?
Woher die Leidenschaft ursprünglich kommt, weiß ich gar nicht. Aber es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Auch so früh, weil schon damals und vermutlich bis heute gilt: Je früher du ans Theater kommst, desto besser. Dann kannst du alle möglichen Rollen spielen. Es gibt am Theater einfach nicht viele so junge Schauspieler und Schauspielerinnen. Das war damals wirklich spitze.
Beim ersten Vorsprechen in Essen wurdest du abgelehnt…
Eigentlich war die Aufnahmeprüfung in Essen ganz toll. Aber weil ich damals überhaupt keine Theaterstücke kannte, hatte ich nur eine einzige Vorsprechrolle parat – und nicht drei, wie es gefordert war. Diese eine Rolle hatte ich im Schultheater gespielt und dachte, ich spiele sie dann einfach auf drei verschiedene Arten. Ich hatte mir das schön zurechtgelegt, aber nicht geprobt. Das ist dann total in die Hose gegangen (lacht). Damals gab es beim Vorsprechen immer drei Runden. Die Aufnahmeprüfer waren großartig und haben mich in die zweite Runde kommen lassen. Aber in Runde zwei haben sie mich dann gefragt, ob ich nicht doch vielleicht lieber zuerst Abitur machen wolle und ob ich mir denn sicher sei mit der Schauspielerei. „Ja, weiß ich jetzt auch nicht“, habe ich geantwortet. Dann haben sie gesagt: „Okay, wir geben dir eine Liste mit ganz vielen Vorsprechrollen. Solltest du dich noch woanders bewerben wollen, schau mal, dass du drei unterschiedliche Rollen vorsprichst. Ansonsten komme nach dem Abitur wieder.“ Das war schon ein tolles Zeichen.
Was ist danach in München besser gelaufen?
Die Aufnahmeprüfer dort haben mir tatsächlich auch die Frage gestellt, ob ich mir mit der Schauspielerei sicher sei. Da bekam ich wirklich Schweißausbrüche. Ich wollte diese Frage nicht auf dieselbe Art beantworten, die in Essen schiefgelaufen war. Also habe ich gesagt, das könnten sie ja meine Sorge sein lassen. Der Prüfer hat über meine Antwort sehr gelacht, und dann war die Sache geritzt.
Großartig. Lernen aus Erfahrung! Du hast dann am Theater viele klassische Frauencharaktere gespielt, wie etwa Maria Stewart oder Anna Karenina. Die meisten Menschen kennen dich aber als Martina Bönisch aus dem Dortmunder „Tatort“. Daraus hast du dich jetzt mit einem großen Knall verabschiedet. Hattest du nach zehn Jahren keine Lust mehr auf die Rolle?
Mit Lust hatte das nichts zu tun. Die Jahre sind zwar schnell vergangen, aber zehn Jahre sind eben doch eine lange Zeit. In diesen Jahren habe ich mich natürlich verändert, sowohl als Person wie als Schauspielerin. So wie die Rolle angelegt ist, kann sie nicht mitwachsen. Sie muss bestimmte wiedererkennbare Merkmale haben, und das ist auch gut so. Aber mir war irgendwann klar, dass es nach zehn Jahren gut ist.
Ich meine wörtlich, dass es so gut ist. Es war rund in meiner Entscheidung, aber es hat mir dann beim Abschied sehr viel Emotion abverlangt – uns allen. Das hat mir den Wert dieser Tatort-Zeit nochmals verdeutlicht. Es war für mich eine wertvolle Rollenerfahrung und eine sehr kostbare Zeit, aus der starke Verbindungen entstanden sind.
Also aufhören, wenn es am schönsten ist, bevor irgendwann die Luft raus ist?
Wenn erst die Luft raus wäre, wäre es zu spät gewesen. Aber das war es definitiv nicht.
Für dich war es der Punkt zum Ausstieg, als es noch am schönsten war?
So kann man das nicht wirklich sagen. Ich entscheide nicht nach irgendeiner Plus-Minus-Liste. Wenn das Bauchgefühl eindeutig ist, muss ich mich danach richten.
Rein intuitiv?
Ja.
Wie fühlt es sich an, vor der Kamera zu sterben?
Das ist eine schwierige Frage. Zunächst einmal ist es ein schauspieltechnischer Vorgang. Aber da ist natürlich ganz viel mitgestorben – die Beziehung zwischen Bönisch und Faber, die Verbindung zwischen Hartmann und Schudt. 10 Jahre „Tatort“! Das war schon ganz schön aufwühlend. Aber der Kameratod an sich ist nicht schlimm.
Wie war der letzte Drehtag, wie hast du dich vom Team verabschiedet?
Der letzte Drehtag war ein Hinzittern auf den letzten Moment. Das war ganz schön quälend. Aber dann hatten wir eine emotionale Feier.
„Wenn das Bauchgefühl eindeutig ist, muss ich mich danach richten.“
Du lebst mit deiner Familie in der Modestadt Düsseldorf. Davor hast du lange Zeit im mondänen München gewohnt. Wie hast du in den zehn Jahren „Tatort“ das eher bodenständige Dortmund erlebt – geprägt von seiner Geschichte mit Bier, Zechen und Hochöfen?
Das Rheinland und der Ruhrpott waren von Beginn an ein großes Erlebnis. Der ganze rheinländische Menschenschlag ist ausgesprochen offen und freundlich. Die sind super, und ich habe sie sehr lieben gelernt. In Dortmund ist das Filmbusiness nicht sehr präsent, aber wir haben dort viele Fans. Immer wenn wir da gedreht haben, hat man uns ganz toll aufgenommen. Das war großartig – eine tolle Erfahrung.
Vermisst du Martina Bönisch schon ein bisschen?
Nein, jetzt noch nicht. Die Martina Bönisch ist ja aus meinem Leben gar nicht wegzudenken. Ich glaube, ich muss sie erstmal loswerden, bevor ich sie vermissen kann. Das dauert noch ein bisschen. Den Hut muss ich erstmal abnehmen.
Der Dortmunder Tatort war zwar deine bekannteste Rolle – aber keineswegs dein einziger Krimi. Schon 2004 und 2005 hattest du Auftritte in „Tatort“-Episoden – danach in „Der Kriminalist“, „Einsatz in Hamburg“, „Nachtschicht“, „Ein starkes Team“, „Bela Block“. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Die Crème de la Crème der deutschen Fernsehkrimikultur. Liegt dir das Genre? Siehst und liest du auch gerne selbst Krimis?
Die meisten Filme, die für das deutsche Fernsehen gemacht werden, sind Krimis. Das ist ein riesiger Pool an Filmen. Die Deutschen gucken gerne Krimis. So ist das. Ich selbst lese auch ganz gern Krimis. Da geht es um menschliche, um seelische Abgründe. Das ist immer spannend. Gegen einen guten Krimi habe ich überhaupt nichts einzuwenden, aber ich freue mich auch über andere Geschichten, die ich erzählen darf.
„Vor einem einem „Empty-Nest-Syndrom“ habe ich keine Angst.“
Hast Du eine Theorie, warum das deutsche Publikum so sehr auf Krimis steht?
Ein Krimi ist einfach sehr unterhaltsam. Es ist sehr beruhigend, wenn das Gute siegt. Außerdem ist es ein super Zeitvertreib, weil ein Krimi Spannung bietet. Ich glaube aber, es gibt mittlerweile schon einen Umkehrtrend. Je friedlicher eine Gesellschaft ist, desto mehr Krimis mag man gucken. Je härter es in der Gesellschaft wird, desto weniger möchte man das dann sehen.
Natürlich spielst du im Fernsehen auch andere Rollen. Kürzlich warst Du im ARD-Sechsteiler „Ein Hauch von Amerika“ zu sehen. Steht schon fest, ob die Reihe fortgesetzt wird, und bist Du dann auch wieder mit von der Partie?
Das kann ich mit einem klaren „Das weiß ich nicht“ beantworten. Aber ich liebe solche historischen Rollen und habe die Bürgermeister-Gattin sehr gerne gespielt. Deswegen wäre ich wieder mit von der Partie, wenn man mich fragen würde.
Man kann nicht über deine TV-Arbeit sprechen, ohne über den Film „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ zu reden. Du hast dort die vom Schlaganfall gekennzeichnete Comedian Gaby Köster gespielt und bist für die Rolle 2018 mit dem Emmy ausgezeichnet worden. Welchen Einfluss hat dieser Internationale Filmpreis auf deine Karriere?
Es war die erste Auszeichnung überhaupt, die ich auf diesem Sektor gewonnen habe. Superstark! Ein richtiger Rumms und ein recht hoher Einstieg in meine „Preis-Karriere“, die ich natürlich noch fortsetzen möchte (lacht herzlich). Dieser Preis hat auf mich einen riesigen Einfluss, denn er bestätigt mich in der Art, wie ich gerne arbeiten will. Dass es lohnt, sich anzustrengen. Aber als Schauspieler:in sucht man auch das Scheinwerferlicht. Und mit einem solchen Preis hast du nicht nur einen Scheinwerfer auf dich gerichtet, sondern viele. Das ist ziemlich gut – in allen Belangen.
Würde dich eine Rolle in einer internationalen Produktion reizen, wärst du gern in Hollywood dabei?
(Grinst ironisch) Nein, ach sowas ist doch total langweilig! (Lacht.) Natürlich gern international! Es muss gar nicht unbedingt Hollywood sein. Von außen gesehen ist das eine ganz eigene Welt, die mich ein bisschen skeptisch macht. Aber alles was ich nicht kenne und wo man vielleicht mal reinsneaken könnte, interessiert mich natürlich. Ich finde das alles total spannend und würde überall gerne mal mit dabei sein.
Wie hast du dich auf die Rolle der Gaby Köster vorbereitet und dich in sie hineinversetzt?
Das war schon eine große, aufregende und sehr besondere Arbeit – zumal es ein Biopic über eine lebende Person ist, die über eine extreme Bekanntheit verfügt und eine so starke Zeichnung hat. Einen solch hohen Vergleichswert muss man erstmal hinkriegen. Außerdem bin ich kein Kölner Gewächs, konnte diese Sprache überhaupt nicht. Das ist ja wie eine Fremdsprache. Gaby hat ein Leben vor dem Schlaganfall und eines nach dem Schlaganfall. Meine Aufgabe wurde dadurch etwas erleichtert, dass die Zeit, die wir im Film zeigen, außerhalb der Öffentlichkeit stattgefunden hat und nicht dokumentiert ist. Es ist der einzige Teil ihres ansonsten öffentlichen Lebens, der unter Verschluss geblieben ist. Das gab den Ausschlag, warum ich die Rolle angenommen habe. Nur so konnte ich auch etwas Persönliches einbringen und hatte eine gewisse fiktionale Freiheit. Gleichzeitig hat sich Gaby sehr mit mir verbunden und alle meine Fragen beantwortet.
Du konntest also vorab mit ihr sprechen und dich mit ihr abstimmen?
Ja, absolut. Ich habe sie ständig getroffen und stundenlang Interviews mit ihr geführt. Gleichzeitig hatte ich einen Coach für die Sprache. Ich habe alles abgegriffen, was möglich war.
Wie hat sie auf den fertigen Film reagiert?
Sehr gut. Gott sei Dank. Sie war manchmal auch bei den Dreharbeiten dabei, hat zugeguckt. Am Anfang war ich sehr aufgeregt. Ich wollte der Herausforderung gerecht werden und nicht irgendeinen Schwachsinn spielen. Ich wollte, dass sie sich auf eine respektvolle Art gespiegelt sieht, die für sie richtig ist. Die nicht zu viel zeigt, aber auch nicht zu wenig. Sie hatte ein wenig Angst und war dann sehr aufgeregt, den Film zu sehen. Später war sie dann auch bei der Emmy-Verleihung dabei, und das war natürlich toll. So wir sind da gemeinsam durchgegangen. Das war sehr schön. Und ich war irrsinnig erleichtert, als sie sagte, dass sie den Film sehr, sehr gut findet.
„Je früher du ans Theater kommst, desto besser.“
Der Film zeigt auch, wie nahe Tragik und Komik beieinander liegen. Hast du komische Seiten an dir, die du gerne mal zeigen würdest?
Ich glaube ja eigentlich, dass ich ein Clown bin (lacht wieder). Doch, ich habe auch lustige Sachen gespielt. Nicht überwiegend, aber ich spiele sehr gerne komische Sachen. Aber ich kann keine Witze erzählen und finde die Komik vielleicht in anderen Dingen. Ja, ich glaube, ich habe eine sehr komische Seite.
Gibt es dafür Beispiele?
Im Theater habe ich viele sehr komische Rollen gespielt.
Meist bist du aber der Bühne auf tragische Frauencharaktere abonniert. Spielst du aktuell Theater?
Aktuell bin ich nicht am Theater engagiert. Im Moment mache ich nur Filme.
Gibt es denn eine große Theaterrolle, die du gerne mal spielen würdest?
Ja, es gibt viele große Theaterrollen, die ich gerne spielen möchte. Im Theater genauso wie im Film interessieren mich historische Rollen am meisten. Auf der Bühne kannst du tolle Königsdramen spielen, aber was mich dort immer schon am meisten reizt und interessiert, ist die Sprache. Beim Filmdrehen fehlt dir meistens die Literatur im Mund. Und wenn, ist es dort sehr, sehr schwierig. Schiller und Shakespeare brauchen einfach ein Tableau, das die Sprache nach oben bringt. Vor der Kamera musst du den literarischen Ausdruck eher nach innen ziehen. Es ist es sehr schwer, das so zu machen, dass du die Leute emotional noch erreichst. Das ist im Theater ganz anders, und das ist das, was mich interessiert und was ich toll finde.
Gibt es denn eine große Theaterrolle, die du gerne mal spielen würdest?
Ja, es gibt viele große Theaterrollen, die ich gerne spielen möchte. Im Theater genauso wie im Film interessieren mich historische Rollen am meisten. Auf der Bühne kannst du tolle Königsdramen spielen, aber was mich dort immer schon am meisten reizt und interessiert, ist die Sprache. Beim Filmdrehen fehlt dir meistens die Literatur im Mund. Und wenn, ist es dort sehr, sehr schwierig. Schiller und Shakespeare brauchen einfach ein Tableau, das die Sprache nach oben bringt. Vor der Kamera musst du den literarischen Ausdruck eher nach innen ziehen. Es ist es sehr schwer, das so zu machen, dass du die Leute emotional noch erreichst. Das ist im Theater ganz anders, und das ist das, was mich interessiert und was ich toll finde.
Wo liegen für dich die größten Unterschiede zwischen der Arbeit auf der Bühne und vor der Kamera?
Eigentlich sind das komplett entgegengesetzte Pole, die sich gegenseitig inspirieren. Im Theater musst du die Dinge konzentrieren und zugleich vergrößern. Das ist sehr herausfordernd. Die Kamera dagegen guckt in deinen Kopf, und wenn es gut ist, atmet sie mit dir. Sie kommt ganz nahe an dich heran und – hoffentlich – manchmal auch in dich hinein. So dass du extrem komprimiert spielen kannst, wie du es im Theater nie könntest. Das würde dort niemand sehen, weil keine Kamera da ist, die das herausfiltert. Das ist ein riesiger Unterschied.
Im Film „Eltern allein zu Haus“ hast du mal eine Mutter gespielt, deren Kinder ausgezogen sind. Wie alt sind jetzt deine Söhne, und wohnen die noch zu Hause?
Der Älteste ist ein junger Mann und schon ausgezogen. Die beiden anderen sind zehn und neun Jahre alt und leben naturgemäß noch zu Hause. Irgendwann ziehen die auch mal aus. Vielleicht.
„Ich habe lange gebraucht, um mich mit Berlin wieder anzufreunden.“
Würdest du ihnen zuraten, wenn sie auch Schauspieler werden wollen?
Das ist deren Entscheidung, und ich würde ihnen niemals abraten. Ich liebe ja den Beruf, also fände ich es komisch zu sagen, werdet auf keinen Fall Schauspieler, das wäre euer Verderben! Dann hätte ich ja etwas in meinem Leben falsch gemacht. In den Jungen liegt eine große Stärke, und sie sollen das machen, wenn es sie da hinzieht. Wenn ich sie allerdings für total unbegabt hielte, würde ich versuchen, das ihnen schonend beizubringen.
Dein Mann Moritz Führmann ist ebenfalls Schauspieler. Habt ihr ein wenig Angst vor der Zeit, in der irgendwann mal alle Kinder aus dem Haus sind?
Überhaupt nicht. Ich bin jetzt im vierundzwanzigsten Erziehungsjahr. Wenn die Jungs ausgezogen sind, habe ich vielleicht dreißig oder zweiunddreißig Jahre mit Kindern verbracht. Das reicht irgendwann auch. Vor einem „Empty-Nest-Syndrom“ habe ich überhaupt keine Angst. Im Gegenteil. Ich freue mich jetzt schon darauf, dass die Jungen dann ihr eigenes Ding machen. Ich kann einfach zugucken und mich einmischen, wenn ich gefragt werde – oder vielleicht auch nicht. Ich glaube, ich bin dann zufrieden. Außerdem wäre es möglich, dass ich bereits Enkelkinder kriege, bevor die anderen Jungs aus dem Haus sind. Das löst sich ab, da bin ich ganz sicher.
Was würdest du denn am liebsten mit der gewonnenen Zeit anfangen?
Dass sie irgendwann aus dem Haus sein werden, ist noch zu weit weg. Aber ich habe sowieso immer Ideen für alles, was ich machen oder was ich noch lernen möchte. Jeden Tag kommen drei Ideen dazu, und zwei verwerfe ich wieder. Mir wird ganz bestimmt nicht langweilig.
Welche Projekte liegen denn in diesem Jahr noch an?
Vieles ist noch nicht so ausgereift, dass ich schon darüber sprechen möchte. Einige Projekte sind noch nicht so weit, dass sie noch in diesem Jahr realisiert werden könnten. Auf jeden Fall werde ich wieder in der nächsten Staffel „Das Boot“ dabei sein. Außerdem habe ich letztes Jahr so viel gedreht, dass ich in diesem Jahr einige Angebote bewusst nicht annehme. Ich konzentriere mich jetzt auf Dinge, die ich letztes Jahr nicht machen konnte. Diverse Möglichkeiten nutzen, vor allem viel Neues lernen. Ich brauche Input. Ich habe sehr viel rausgegeben, jetzt muss ich mal wieder etwas aufnehmen.
Wir sind hier in Berlin. Was bedeutet dir diese Stadt?
Ich habe ja mal hier gelebt, hatte damals allerdings eine sehr schwierige Zeit am Theater. Da mochte ich Berlin überhaupt nicht. Ich fand die Stadt abstoßend, und umgekehrt hat sie mich auch gleich wieder abgestoßen. Ich war relativ schnell wieder weg, und ich habe ganz lange gebraucht, um mich mit Berlin wieder anzufreunden. Jetzt finde ich es hier total interessant, bin wahnsinnig gerne hier und mache lauter schöne Sachen. Wenn ich in der Stadt bin, lädt sie mich immer wieder mit vielen interessanten und neuen Erfahrungen auf. Also kann ich sagen: Berlin interessiert mich – wieder. Es passiert hier sehr viel, und das ist spannend. Berlin ist eine wuselige, aufregende Stadt und bestimmt die wichtigste in Deutschland.
Vielen Dank für das tolle Gespräch.
Tatort
Hotel SO/ Berlin Das Stue
Drakestraße 1 , 10787 Berlin