Kunst (Design) Die Top Ten des Ralf Lake
Die Top Ten des Ralf Lake
Interview mit Ralf Lake
Die Top Ten des Ralf Lake
„Zehn Jahre – zehn Künstler” heißt die Jubiläumsausstellung, die Ralf Lake seit letztem Dezember in seiner Galerie im Oldenburger Herbartgang präsentiert. Wie lange die Werke noch zu sehen sind, hängt auch vom Verlauf der Pandemie ab, die den Kunstbetrieb großflächig stillgelegt hat. Aber der weit über Oldenburg hinaus renommierte Galerist blickt trotzdem optimistisch auf die kommenden Jahre.
Ralf Lake und Paul Freud
„In Oldenburg habe ich tolle Künstler dazu bekommen.“
CHAPEAU: Zum zehnjährigen Jubiläum deiner Galerie hast du Werke von zehn Künstlern ausgestellt, mit denen du zusammenarbeitest. Mehr ging nicht, oder?
Ralf Lake: Ja, zehn Jahre in Oldenburg. Mein eigentliches Jubiläum hatte ich schon im März. Aber dann kam Corona, und ich habe die Ausstellung lieber auf das Ende des Jahres verschoben. Insgesamt arbeite ich mit ungefähr zwanzig Künstlern zusammen, aber ich muss mich da manchmal auch ein wenig einschränken. Sonst kann ich nicht allen gerecht werden.
Du hast den Ruf eines sehr aufmerksamen Galeristen, der sich auf seine Künstler einlässt. Alle, mit denen wir bislang gesprochen haben, waren sehr angetan von dir und deiner Arbeit.
Ja, das sagen sie mir auch oft. Aber ich glaube, anders kann das auch nicht funktionieren. Ursprünglich habe ich Fotograf gelernt und dann in Düsseldorf Kunst studiert. Ich bin ausgebildeter Kunst- und Kulturberater und habe lange Zeit selber von meiner Malerei und Bildhauerei gelebt. Aber als dann drei Kinder in Spiel kamen, ging das nicht mehr. Deshalb habe ich noch ein Studium für Kunst- und Designpädagogik nachgelegt, und vor 21 Jahren habe ich mich mit einer Galerie in Cloppenburg selbstständig gemacht.
Hast du dann aufgehört, selbst Kunst herzustellen?
Nein, da konnte ich noch meine eigenen Arbeiten machen und die in meiner Ausstellung zeigen. Aber dann habe ich die Galerie so weit ausgebaut, dass ich mit dem künstlerischen Niveau dort an Grenzen gestoßen bin. Die Ausnahme war Michael Ramsauer, der damals ganz in der Nähe auf einem Resthof gewohnt hat, vielleicht 20 Kilometer Luftlinie von uns entfernt. So haben wir uns kennengelernt und sind seit 30 Jahren befreundet. Nicht alle Künstler waren aufgeschlossen, wie einige Berliner Künstler, die nicht ausstellen wollten, da Cloppenburg ihnen einfach zu klein war. Deshalb bin ich vor zehn Jahren nach Oldenburg gegangen und konnte somit von mir sehr geschätzte Künstler dazu gewinnen.
Aber bist du noch offen für neue Entdeckungen, wenn du dich auf deine zehn Favoriten beschränkst?
Ganz offen! Die zehn Künstler, die ich hier ausstelle, sind eine Auswahl, mit denen ich viel Spaß und Erfolg hatte. Wegen der zehn Jahre habe ich mich auf zehn Künstler beschränkt. Dieses Jahr habe ich Persis Eisenbeis und Florian Pelka mit Ariane Boss in Einzelausstellungen präsentiert. Die sind in den Köpfen noch präsent. Momentan ist ja sowieso alles etwas komplizierter. Ich durfte hier zuletzt maximal drei bis vier Leute reinlassen.
Darfst du nach den neuen Corona-Regeln überhaupt noch jemanden hereinlassen?
Ich öffne natürlich gerne nach telefonischer Vereinbarung. Mit dem gebotenem Abstand geht das.
„Es ist sehr wohl zu merken, dass den Menschen die Kultur, die Museumsbesuche und die Theaterbesuche fehlen.“
Museen sind ja schon seit längerer Zeit geschlossen. Ist deinen Kunden deshalb schon so etwas wie ein Hunger nach Kunst und Kultur anzumerken?
Ja. Gerade in der Zeit vor Weihnachten war sehr wohl zu merken, dass den Menschen eben das Kulturelle und die Museumsbesuche sehr fehlen. Ich selbst gehe auch gerne ins Theater. Hier in Oldenburg, aber auch oft in Hamburg oder Berlin. Das fehlt. Gott sei Dank wurden viele Streamings von Uraufführungen gemacht, die man live mitverfolgen kann. Das ist großartig, aber natürlich etwas völlig anderes, als wenn man im Theater sitzt. In die Galerie kommen tatsächlich regelmäßig Besucher, die nichts kaufen, aber Kunst erleben wollen. Einige von ihnen gehen sonst regelmäßig mindestens zweimal die Woche in ein Museum, um sich zu erholen und inspirieren zu lassen. Und jetzt holen sie sich ihre Anregungen hier, weil die Ausstellung so vielfältig ist.
Bei einem Lockdown diesen Ausmaßes kann wohl nicht jede Regelung in sich schlüssig sein. Aber in Museen ist doch normalerweise ein gewisser Abstand gewährleistet. Selbst wenn die Leute dort mal in Schlangen an der Kasse stehen, lässt sich das regeln. Das ist nicht anders als beim Bäcker.
Hauptsächlich hat das Schließen der Museen wohl damit zu tun, dass die Leute nicht viel unterwegs sein sollen. Meine Tochter wohnt in Potsdam, und dorthin kommen die Leute aus ganz Deutschland und Europa, um sich eine Ausstellung im Museum Barberini anzuschauen. Das Hauptproblem ist nicht das Museum, dort lässt sich das alles räumlich wunderbar steuern. Aber die Menschen sollen nicht so viel durch die Gegend reisen.
„Sammler haben hier teilweise schon bis zu 20 Arbeiten gekauft.“
Kommen auch Leute von weit her, um sich die Ausstellung bei Lake anzugucken?
Ja. Eigentlich wollte ich nie ein Anlaufpunkt für Sammler sein. Aber mittlerweile habe ich Sammler hier, die teilweise auch schon bis zu 20 Arbeiten gekauft haben. Das finde ich faszinierend und auch beeindruckend. Aus Berlin kommen viele Kunden, um die Ausstellung anzugucken, und zwei aus München. Außerdem habe ich eine Kundin, die regelmäßig zwei, drei Mal im Jahr von Helgoland hierher kommt.
Welcher deiner Künstler ist in der Szene der renommierteste?
Das ist wahrscheinlich Paul Freud. Er ist Sohn des bekannten britischen Malers Lucian Freud und Urenkel von Sigmund Freud. Ich habe ihn vor zwei Jahren in London kennengelernt, und er hat mich irgendwie ins Herz geschlossen. Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich Pauls Bilder hier ausstellen kann.
Und unter den deutschen Künstlern, die du hier ausstellst?
Da ist Leif Trenkler der Etablierteste. Er ist regelmäßig auf der Art Basel und auf der Art Cologne vertreten und hat ganz tolle internationale Galeristen.
Entsteht da kein Neid unter den Künstlern?
Ich habe ja selbst in der Welt gelebt. Da gönnt man sich normalerweise nicht das Schwarze unter den Fingernägeln. Aber ich bin wirklich ein bisschen stolz darauf, dass es hier sehr familiär zugeht. Als ich Paul Freud kennengelernt habe und er hierher gekommen ist, um mit mir die Ausstellung vorzubereiten, kamen auch Michael Ramsauer und Armin Völckers hierher. Sie haben gesprochen, wir haben abends zusammen gegessen, und zwei Wochen später haben sie ihn in London besucht. Auch als ich Leif Trenkler aus Köln für eine Gemeinschaftsausstellung hier hatte, haben sich die Künstler untereinander kennengelernt. Und als Michael Ramsauer dann im nächsten Jahr seine Ausstellung im Landesmuseum hatte, sind auch Leif Trenker und Armin Völckers gekommen. Das sind richtige Kumpels geworden, telefonieren auch regelmäßig und tauschen sich über ihre Techniken aus.
Wie hältst du jetzt die Kontakte? Unter Corona-Bedingungen ist dir Reisen ja kaum möglich.
Nein, ich habe auch überhaupt keine Lust, mich irgendwo anzustecken und will keine Risiken eingehen oder jemand anderen gefährden. Aber dank der heutigen Medien man kann ja skypen, Videocalls machen. Ich bin wunderbar vernetzt, auch mit meinen Kindern. Ich weiß und die wissen, wie und wann wir uns erreichen können. Das ist alles okay.
Was bewegt denn die Kunstszene zur Zeit?
Vor allem, dass die Künstler mehr Zeit für sich und ihre Bilder haben. Ich habe vorgestern mit Lars Theuerkauff in Berlin gesprochen, und dort ist normalerweise ja immer etwas los. Jetzt aber, sagt Lars, brauche er zu keiner Ausstellungseröffnung gehen, es gibt kein Konzert, das er verpassen würde, und er gehe in keinen Club, weil keiner geöffnet ist. Er kann auch nirgendwo essen gehen. So habe er am Tag ein Drittel mehr Zeit als sonst. Er verspüre keinen inneren Druck und kann sich allein aufs Malen konzentrieren. Armin Völckers hat mir Ähnliches gesagt. Ich denke, durch diesen Zeitgewinn wird das Arbeiten deutlich ruhiger und intensiver.
Dann hat diese Pandemie ja wenigstens einen erfreulichen Aspekt. Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für dich und die nächsten zehn Jahre in der Galerie Lake.
Info – In der Jubiläumsausstellung „Zehn Jahre – zehn Künstler“ präsentiert die Galerie Lake derzeit noch Werke von Armin Völckers, Michael Ramsauer und Jochen Mühlenbrink, Leif Trenkler, Lars Theuerkauff, Heike Jeschonnek, Paul Freud, Volker März, Endy Hupperich und Ariane Boss. Eine Besichtigung ist nach telefonischer Anmeldung unter 0173 904 2983 möglich oder auf der Website galerielake.com.
Auf dem Blog der Galerie Lake sind seit kurzem zahlreiche Gastbeiträge in Form von Videos, Gedichten und Bildbesprechungen zu den einzelnen Werken der aktuellen Ausstellung zu finden – ein Besuch lohnt sich! galerielake.com/blog
Galerie Lake
Herbartgang 17
26122 Oldenburg