Events FILMFEST OLDENBURG 2019
FILMFEST OLDENBURG 2019
Vorhang auf für die Stars des unabhängigen Kinos
Das Oldenburger Filmfest hat sich in diesem Jahr wieder eindrucksvoll als Schaufenster für das unabhängige Weltkino gezeigt. Dass sich der Ruf als „deutsches Sundance“-Festival längst bis nach Hollywood herumgesprochen hat, bestätigte auch Stargast Bella Thorne. Die 21-jährige Schauspielerin, Sängerin und Regiedebütantin war aus den USA angereist, um ihren ersten Kurzfilm „Her & Him“ vorzustellen. „Ich habe gehört, dass Oldenburg das führende Forum für das Independent-Kino ist“, sagte Bella in einem kurzen CHAPEAU-Talk. Sie sei entsprechend aufgeregt, ihren ersten Film hier als Weltpremiere zeigen zu können. Allerdings wusste sie da noch nicht, dass „Her & Him“ beim Premierenpublikum dann eher zurückhaltend aufgenommen wurde. Sein drastischer Leinwandsex ist Höhepunkt eines erotisch aufgeladenen Geschlechter-Fights, den Bella Thorne in hautnaher Handy-Optik im Stil einer Live-Reportage abfilmt. „Es geht um den physischen Kampf um Dominanz zwischen Mann und Frau“, erklärt Bella ihre Idee zu dem Film. Na ja, kann man so sehen. Im Anschluss wurde Rainer Werner Fassbinders „Querelle“ gezeigt. Der Film aus dem Jahr 1980 lief in der Tribut-Reihe für den Schauspieler und Autoren Burkhard Driest, der vom Filmfest mit dem „German Independence Honorary Award“ ausgezeichnet wurde.
Neben Driest ehrten Torsten Neumann und sein Festivalteam natürlich auch den im April verstorbenen US-Schauspieler Seymour Cassel mit einer Retro – schließlich war er häufiger Gast in Oldenburg und hat auch wesentlich dazu beigetragen, das Festival in der Welt bekannt zu machen. Die nach Seymour Cassel benannten Darstellerpreise gingen an Patrycia Planik für ihre Rolle in „Lillian“ und an Ray Sherman in „Chuck“. Den von der OLB vergebenen Hauptpreis „German Independence Award“ gewannen die beiden Regiedebütanten Adam VillaSeñor und Reza Gassemi für ihr Boxerdrama „In Full Bloom“. Der Hauptdarsteller Yusuke Ogasawara war ebenfalls an die Hunte gereist und stattete auch den CHAPEAU-Räumen im Herbartgang einen Besuch ab ebenso wie Schauspieler und Jury-Mitglied Sebastien Sisak („Guardians“). Sie wie auch die anderen Gäste des Festivals, darunter auch der britische Star Amanda Plummer, wurden in diesem Jahr erstmals vom Fahrdienst des Autohauses Wandscher zu ihren Bestimmungsorten gebracht. Zu denen zählte natürlich auch wieder das zentrale Festival-Hotel „Altera“.
Besonders stark in Anspruch genommen wurde der Shuttle-Service nach der traditionellen „Secret Party“, bei der Festivalchef Torsten Neumann persönlich am DJ-Pult stand und Christian Heck freigiebig seine edle Oldenburger Gin-Kreation „Luv & Lee“ ausschenkte. „Luv & Lee“ vergab erstmals auch einen der Preise beim Filmfest: Der neue Award für „cineastische Kühnheit“ ging an die kanadische Filmemacherin Grace Glowicki und ihr Erstlingswerk „Tito“. Unter den deutschsprachigen Gästen in Oldenburg war unter anderem der Berliner Filmemacher Tom Sommerlatte, der die Premiere seines neuen Werks „Bruder Schwester Herz“ begleitete (siehe Titelstory). Der als „Bergdoktor“ bekannte Hans Sigl präsentierte sich im TV-Film „Flucht durchs Höllental“ ungewohnt schwergewichtig, aber sehr actionreich. Ein Interview mit Sigl bringen wir in der nächsten CHAPEAU-Ausgabe. Dazu auch ein Gespräch mit dem Regisseur Lars Ole Gerster, der mit einer Hauptdarstellerin Corinna Harfouch nach Oldenburg kam, um das Festival mit dem Drama „Lara“ zu eröffnen. Gerster ist der erste Filmemacher, der nach „Oh Boy“ (2012) nun zum zweiten Mal den Eröffnungsfilm stellte. Ein großartiger und sympathischer Filmemacher, der sehr gern wiederkommen soll. Und hoffentlich nicht erst wieder in sieben Jahren.