
Kultur Glückliche Artisten, glückliche Gäste
Glückliche Artisten, glückliche Gäste
Interview mit Philipp Peininger (Direktor) und Christine Sollmann (stellv. Direktorin)
Varieté – live und analog. Das zieht auch im Zeitalter von Youtube, Instagram und Netflix noch. Seit fünf Jahren ist das GOP Varieté Theater in Bremen eine attraktive Adresse für tolle Showprogramme – bei Zuschauern ebenso wie bei Weltklasse-Artisten und Entertainern, die sich hier gern ein Stelldichein geben. Ausnahme-Künstler zeigen in einem zweimonatlich wechselndem Programm spektakuläre Varieté-Kunst zum Staunen und zum Lachen, dazu kann sich der Besucher auf Wunsch kulinarische Leckerbissen aus der hauseigenen Küche servieren lassen. Auch CHAPEAU-Reporter Lars Görg ließ sich beim Gespräch mit dem Direktor des Hauses, Philipp Peininger, und der stellvertretenden Direktorin Christine Sollmann vom stilvollen Ambiente des Bremer GOP-Theaters einnehmen.
CHAPEAU ― Frau Sollmann, Herr Peininger: Sie feiern in diesem Jahr den fünften Geburtstag des GOP. Oder haben Sie den schon hinter sich?
Wie erklären Sie Leuten, die das GOP gar nicht kennen, das Konzept des Theaters?
Ist das Bremer Haus von allen GOP-Theatern in Deutschland das modernste?
Philipp Peininger ― Tatsächlich ist dieses Haus nicht nur das modernste GOP, sondern auch das einzige, das von vornherein als Theater geplant und gebaut worden ist. Alle anderen GOPs sind in Bestandsimmobilien hineingebaut worden. Der Georgspalast in Hannover oder das Kaiserpalais in Bad Oeyenhausen existierten schon lange vorher, die GOPs in Münster und in Essen waren früher einmal Kinos. Hier in Bremen hatten wir das Glück, von Anfang an eigenständig planen zu können. Wie groß wird der Saal, wohin setzen wir die Bühne? Wie bereiten wir ein großartiges Foyer für unsere Gäste? Wie können wir den herrlichen Blick auf die Weser in die Gastronomie einbeziehen? Mit der ANDIAMO Eventlocation haben wir in der ersten Etage einen Raum geschaffen, in dem wir unabhängig von der Show Veranstaltungen abhalten können. Und was wir von Anfang an vermieden haben, ist eine gezwungene Atmosphäre wie in manchen Spitzenhotels oder -restaurants, in der man sich steif bewegt. Hier geht es leicht zu, schön und voller Bezüge zu der langen Tradition des Varietés. Dazu gehören im Saal natürlich auch die kleinen Lämpchen auf den Tischen. Alles in allem haben wir hier ein Ambiente, in dem die Gäste zum ersten Mal „Wow!“ sagen, noch bevor die Show beginnt.
Christine Sollmann ― Im Prinzip spiegeln das Gebäude und seine Einrichtung wider,
was der Zuschauer auf der Bühne erlebt: Tradition und Innovation, Klassik und Moderne. Die scheinbaren Gegensätze zu überbrücken, ist ganz wichtig und typisch für das GOP. Unsere Shows sind nicht auf einem jahrzehntealtem Niveau stehen geblieben. Sie entwickeln sich beständig weiter, brechen aber keineswegs mit der Tradition. Anstatt Nummer an Nummer zu reihen, entwickeln wir zunehmend Konzept-Shows, verbunden durch eine große Geschichte. Im Erzählen dieser Geschichte entsteht eine eigene neue Welt, mit neuen Kostümen, neuen Bühnenbildern und neuer Musik. Das ist wahnsinnig spannend, und wenn Sie so wollen, entwickeln wir hier unsere eigene Tradition. Das sind echte Herausforderungen, kreativ, künstlerisch und technisch.
Ich bin häufig zu Gast in ihren Häusern, auch weil das Essen in Ihren Restaurants „Leander“ oder „Gondel“ sensationell gut ist. Hauptsächlich aber komme ich wegen der Shows. Es gelingt Ihnen immer wieder, die weltbesten Künstler zu verpflichten: aus dem Cirque du Soleil, Flic-Flac, von Zirkus Krone und Roncalli. Suchen Sie diese Artisten persönlich mit aus?
Die Shows laufen jede Woche an fünf Tagen, an den Wochenende sogar zweimal täglich. Macht sich da nach fünf Jahren so etwas wie Ermüdung breit?

Welcher Teil des Jobs bestimmt Ihren Alltag am meisten – die Arbeit mit den Artisten, mit den Besuchern, oder ist es das Team, dass Ihnen besonders am Herzen liegt?
Christine Sollmann ― Das kann ich gar nicht trennen. Es funktioniert nur als Ganzes im Zusammenspiel. Nur glückliche Mitarbeiter können unsere Gäste begeistern, nur glückliche Artisten können unsere Gäste begeistern. Alles greift ineinander, und das geht nur auf einer soliden Basis.
Philipp Peininger ― Ich sage immer, das Zusammenspiel funktioniert wie Pingpong. Wir spielen den Gästen einen Ball zu, und die spielen ihn zurück. Wenn der Gast im Foyer herzlich empfangen wird, wenn er im Restaurant nicht nur den herrlichen Weserblick genießt, sondern auch ein phantastisches Essen, ist er glücklich und zufrieden. Wenn die Künstler dann auf der Bühne ihr Bestes geben, kommt ein kräftiger Applaus zurück. Der wiederum animiert die Künstler dazu, weiterhin ihr Bestes zu geben. Dann entsteht eine Dynamik zwischen unserem Team, den Artisten, den Gästen und uns. Tatsächlich aber hängt aber noch viel mehr daran: Die Künstler treten hier zwei Monate auf, sind hier zwei Monate lang zu Hause. Wir tun alles dafür, dass sich die Künstler hier auch zu Hause fühlen. Wenn ein Künstler Heimweh bekommt oder so etwas Banales passiert wie ein Ausfall der Heizung im Winter, dann könnte das auch Auswirkungen auf sein künstlerisches Schaffen haben. Immerhin erbringen die Artisten körperliche Höchstleistungen, und dafür müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen.
Sie beide wirken auf mich so gelöst, unbelastet und freundlich. Liegt das an ihrem schönen Beruf oder übersehe ich, dass auch Sie Stress haben, sich dem Wettbewerb stellen müssen?
Christine Sollmann ― Wir beide können uns überhaupt nicht beklagen, wir haben einen ganz tollen Job. Unsere Arbeit ist kreativ, abwechslungsreich und herausfordernd. Allein die ständig neuen Chancen, mit wechselnden Menschen zusammen zu arbeiten! Aber wir sind uns immer bewusst, dass wir ein Unternehmen leiten, das Arbeitgeber ist von über 100 Menschen – allein hier in Bremen. Dieser enormen Verantwortung müssen wir gerecht werden und darauf achten, dass alles perfekt läuft. Nur so sind die Arbeitsplätze sicher, auch unsere. In dieser Beziehung unterscheiden wir uns sicher nicht von anderen verantwortungsvollen Managern oder Unternehmern.
Philipp Peininger ― In erster Linie wollen wir in und für Bremen ein bedeutender Anlaufpunkt sein. Bei den Schlagwörtern Unterhaltung und Kultur soll den Menschen immer auch GOP einfallen. Aber genauso groß ist die soziale und wirtschaftliche Verantwortung. Wirtschaftlich sind wir unseren Gesellschaftern gegenüber verantwortlich. Es muss einfach gut laufen. Daran werden wir jeden Monat gemessen. Am Ende jeden Jahres müssen wir gute Zahlen liefern. Und, ganz ehrlich, das ist nicht immer so einfach. Wir erhalten keine öffentliche Förderung. Jeder Cent, den wir ausgeben, muss mit unserem Angebot erst einmal verdient werden.

Wer ist ihr größter Konkurrent – das Theater in der Innenstadt, das Kino, das Fernsehprogramm? Oder das Weserufer bei schönem Wetter?
Philipp Peininger ― Alles ist Wettbewerb, was Menschen davon abhält, abends bei uns zu sein. So haben wir reichlich Konkurrenz und in jeder nur denkbaren Branche. Das Geld, das Sie für Winterreifen oder ein neues Handy brauchen, können Sie bei uns nicht mehr ausgeben und sich vielleicht die Show momentan einfach nicht mehr leisten. Mancher Wettbewerber ist offensichtlicher: wie der große Zirkus, der an der Messe gastiert. Auch die anstehende Fußball-WM oder schönes Wetter. Zum Glück haben wir einen langen Vorlauf im Kartenvorverkauf. So treffen uns kurzfristige Effekte nur in abgemilderter Form.
Christine Sollmann ― Unser Haus kann man ja auch bei schönem Wetter genießen. Sie verschwinden ja nicht wie im Kino in einem großen dunklen Raum. Wir bieten eine große Sonnenterrasse, den Blick auf den Fluss. Vor und nach der Show kann man draußen sitzen ohne das Gefühl, einen herrlichen Sonnentag zu verpassen.
Wie viele Sitzplätze haben Sie und wie groß ist der Druck, das Haus allabendlich zu füllen?


Gibt es Vorteile für Gäste des Steigenberger Hotels, das gleich nebenan liegt und das auch einen direkten Zugang zu Ihrem Haus hat?
Hatten Sie bereits beim Einstieg in Ausbildung und Beruf den Plan, einmal in einem Haus wie diesem zu arbeiten, oder wenigstens in dieser Branche?
Christine Sollmann ― Ganz abwegig ist das nicht, ich bin studierte Kulturwissenschaftlerin. Das Showgeschäft passt also gut zu mir und meiner Ausbildung. Aber ich bin über Umwege hierher gekommen. Journalismus, PR-Arbeit und dann glückliche Umstände. Jetzt ist es einfach ganz toll, hier zu sein und alles miteinander zu vereinen.
Philipp Peininger ― Mein Vater war Hoteldirektor. Ich bin quasi im Hotel aufgewachsen, wollte immer im Hotel arbeiten und konnte mir gar nichts anderes vorstellen. Als ich dann das GOP kennenlernte, habe ich schnell gemerkt, dass die Dinge, die ich im Hotel so mag, hier noch viel ausgeprägter sind. Wir haben hier nur Gäste, die gern hergekommen sind, und wir verbringen unseren Abend mit Gästen, die begeistert sind. Operativ sind wir ganz ähnlich wie ein Hotel aufgestellt: Wir haben eine große Küchenbrigade, ein großes Serviceteam und einen Kartenverkauf, der ähnlich wie eine Hotelrezeption funktioniert. Viele Dinge also, die sich ähneln. Aber zunächst habe ich Hotelfachmann gelernt, dann an der Hamburger Hotelfachschule studiert. Damit war ich auch gut auf die operativen Aspekte im GOP vorbereitet. Heute fühle ich mich hier im Varieté viel wohler als in jedem Hotel.
Ist das GOP in Bremen akzeptiert, oder fremdelt die Stadt noch?
Wenn ich Top-Manager der Wirtschaft frage, wie sie sich die Zukunft ihrer Unternehmungen vorstellen, lautet die Antwort: weiteres Wachstum. Diese Antwort können Sie mir wohl nicht geben. Sie werden kaum weiter anbauen oder 12 Shows die Woche zeigen. Wie sehen Sie also ist die Zukunft für Ihr GOP?
Christine Sollmann ― Wir wollen auf dem erreichten hohen Niveau bleiben. Anbauen können wir nicht, und mehr Shows zeigen auch nicht. Aber das Familienunternehmen GOP kann sich natürlich weiter vergrößern. Zur Zeit haben wir sieben Häuser. Wir sind von Anfang an organisch gewachsen und haben die Idee des GOP nach und nach erfolgreich in neue Städte gebracht.
Philipp Peininger ― Auch im Haus bauen wir bestimmte Bereiche weiter aus: In diesem Jahr richten wir sechs Hochzeiten aus, und unsere ADIAMO-Event-Location ist ideal geeignet für Firmenveranstaltungen, Präsentationen, Geburtstagsfeiern für bis zu 400 Gästen. Varieté und Show werden immer der Kern bleiben, aber an den Rändern können wir wachsen.
Was erwartet mich ab Juni hier als Gast in Bremen?
Christine Sollmann ― Mit der neuen Show „Lovely Bastards“ haben wir so etwas wie das Rat-Pack des Varietés auf dem Programm: mit Comedy, Artistik und Liveband. Sehr dynamisch, sehr lebhaft - das macht einfach Spaß!
Philipp Peininger ― Und dazu gibt es immer wieder kleine Überraschungen. Aktionen, die auch lose mit unserem Geburtstag zusammenhängen. Sie sollten jedenfalls regelmäßig mal reinschauen, was es hier außer der Reihe so gibt.