Design Mut zur Oberflächlichkeit: Haptik & Struktur

Mut zur Oberflächlichkeit: Haptik & Struktur

Haptik & Struktur

Strukturen und Formen für sich sprechen lassen, den Dingen Tiefe geben: Mit einer klugen Materialauswahl werden simple Flächen zum Stilelement. Naturmaterialien, Werkstoffe und Einrichtungsgegenstände können puristisch, elegant und modern in Szene gesetzt werden – bunt gemixt oder minimalistisch.

Die Oberfläche wird zum Schauplatz des Designs

Wenn das Material selbst in den Fokus rückt, können künstliche Formen und aktive Gestaltung in den Hintergrund treten. Farben, Muster und Botschaften ergeben sich aus dem Material selbst – sie müssen nicht erdacht, erschaffen oder produziert werden. Diese Art der Gestaltung ist damit sehr organisch und natürlich und gibt dem, was schon ist, seinen Raum. Definitiv eine feinfühlige Art, Interior Design zu denken – auch wenn die dominierenden Farben meist eher dezent, gedeckt und kühl sind. Leben und Emotionen erhalten die Oberflächen durch das, was sie mitbringen: Ihre einzigartige Struktur und ihre Wandelbarkeit.

Kontraste durch Licht und Schatten

Dreidimensionale Oberflächen erzielen Wirkung – und zwar immer wieder neu: Je nach Lichteinfall, Betrachtungswinkel und Farbtemperatur der Lichtquellen verändern die Oberflächen ihr Erscheinungsbild. Kontraste durch Licht und Schatten entstehen, Farbschattierungen wandeln sich und Räume erhalten Dynamik. So können mal die Wände, mal der Boden dominant erscheinen. Auch harte Linien werden weichgezeichnet, wenn man genauer hinsieht.

Dieses Wechselspiel der Ebenen des Raums haucht Design Leben ein – mit erstaunlich wenig Mitteln. Dezent aber kraftvoll lassen sich so Stimmungen kreieren, die mit den Sinnen in Beziehung treten.

Dreidimensionale Strukturen auf allen Ebenen

Am Boden können geprägte Beläge zum Hingucker werden: Eine hervorgehobene Maserung an Laminat oder Echtholzparkett bricht glatte Flächen auf und erzielt eine weichere, organische Optik. Hochflorteppiche mildern geradlinige Raumstrukturen und gleichen „harte“ Materialien wie Metall und Beton/Stein aus. Echtsteinböden schaffen Bodenhaftung – visuell wie emotional. Egal ob matt-seidiger Schiefer oder hochglanzpolierte Marmorböden: Die komplexen organischen Strukturen und die Tiefenwirkung eines eigentlich so massiven Materials entspannen die Wahrnehmung und fangen auch weitläufige Flächen oder leere Räumen auf und geben ihnen einen organischen und dennoch klaren Rahmen.

An der Wand …

… sehen wir immer öfter einfach die Wand selbst: Weder Tapete noch dicke Farbschichten sind notwendig. Glatt verputzte, abgeschliffene oder mit Mineralputz versiegelte Wände, gestrichen in dezenten Farben lassen es zu, dass Raumstruktur und Einrichtung zur Geltung kommen können. Die klare, ruhige Wirkung solcher matten Wände fängt Kontraste ab und schafft sie gleichzeitig: Eine reinweiße Wand auf Putz wirkt weniger hart, behält aber ihre Strahlkraft. Eine Betonwand, bei der das Grau dominiert, gibt Lichteinfall und Einrichtungselementen Raum. Und auch Wandfarben bieten ein großes Potential: Mit Kreide-, Kalk-, Feinputzoptik- oder metallischen Farben werden Effekte erzielt, die das Raumgefühl nachhaltig verändern.

Möbel, unfinished: die perfekte Kombinationsmöglichkeit

Rost, spröde Materialien, unveredeltes Metall oder Gestein und Beton: Auch Möbel und Einrichtungsgegenstände können durch die Materialwahl zum Hauptdarsteller werden. Klare Linien und reduzierte Optik werden perfekt durch die kleinen Brüche ursprünglicher Materialien und dynamischer Oberflächen kontrastiert: Möbelbeine aus unlackiertem, unpoliertem Metall sind ebenso ein Statement wie Holzmöbel mit Ecken und Kanten im Sinne der verwendeten Rohstoffe, die jedes Stück zum Unikat machen. Holz darf Struktur haben und echt sein – glänzende Furniere sind Geschichte. Auch im Textilbereich ist der Wandel offenkundig: Erkennbare Gewebestrukturen, natürliche Fasern und Mut zur Struktur kennzeichnen den Trend hin zur lebendigen Oberfläche, die nicht geplant werden muss sondern entstehen darf.

Und genau das ist das Geheimnis dieser Art und Weise, Wohlfühlräume zu gestalten: Gibt man organischen Oberflächen Raum und wählt sie mit Bedacht, entsteht nicht nur eine ganz eigene Optik, sondern ebenso eine Atmosphäre. Wenn Materialien etwas erzählen und im Fokus stehen dürfen, können sich Widersprüche ergänzen. Hochglanzpoliertes Glas und mattes Holz, eine Antiquität und dunkel glänzender Stahl oder gewebte Stoffe und mattweiße Wände: Kein Widerspruch, sondern Ergänzung.

Kategorie: Design
Chapeau - Das Magazin für kultivierte Lebensart - Logo