Lebensart HEUREKA! NARA & KYŌTO

HEUREKA! NARA & KYŌTO

CHAPEAU HEUREKA

HEUREKA – Reisen heißt entdecken! Die Welt ist schön und bietet zahllose Möglichkeiten zur Erholung und Entspannung – aber auch ebenso viele atemraubende Attraktionen und spannende Expeditionen, die unsere Horizonte erweitern und das Leben bereichern. CHAPEAU ist unternehmungslustig, und mit der neuen Rubrik HEUREKA! stellen wir in jeder Ausgabe ein einzigartiges Reise-Highlight vor, das unbedingt eine Entdeckung lohnt. Abenteuer gesucht? Gefunden!

JAPANS ALTE KAISERSTÄDTE

Die Suche nach den erlebenswertesten Schauplätzen der Erde führt uns diesmal ins Land der aufgehenden Sonne. Die bekannten Städte Osaka, Kyōto, Hiroshima und natürlich die Hauptstadt Tokio zählen zu den beliebtesten Reisezielen. Aber unser Trip führt uns zunächst in die alte Kaiserstadt Nara.

Als „Hauptstadt“ galt in Japan immer der Ort, an dem der Tennō, der Kaiser, residierte. Das war keinesfalls immer Tokio. Ursprünglich wurde der Regierungssitz sogar von jedem neuen Kaiser verlegt, da man den alten Ort durch den Tod des Vorgängers für verunreinigt hielt. Die erste ständige Hauptstadt in den Jahren zwischen 710 und 784 war Nara. Zahlreiche buddhistische Tempel und Shinzo-Schreine zeugen noch heute von der Macht der einstigen Kaiserstadt im Süden der japanischen Hauptinsel Honshū. Darunter die historischen buddhistischen Tempel Gango-ji, Yasushi-ji, Kofuku-ji und Toshodai-ji, der Kasuga-Schrein sowie die Überreste des Heiji-Palastes. Aber die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Naras ist der Daibutsu – eine mehr als 16 Meter hohe Buddha-Statue aus dem Jahr 751. Sie besteht aus 450 Tonnen Kupfer, und ihr Bau brachte das Land seinerzeit an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Fast 40.000 Schmiede und 50.000 Zimmerleute waren an ihrer Errichtung beteiligt. Entsprechend mächtig thront der Daibutsu in dem hölzernen Heiligtum Tōdai-ji, was so viel wie „Großer Tempel des Ostens“ bedeutet. Mit einer Höhe von 48 Metern, einer Breite von 57 und einer Tiefe von 50 Metern ist der Tōdai-ji das größte rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt. Zweimal im Jahr, zu Neujahr und während des großen Lichterfestes im August, wird das große Holzfenster unter dem Dach des Tempels geöffnet und gibt den Blick auf den Daibutsu bereits von außen frei. Auch die Säuberung der gigantischen Buddha-Statue durch eine ganze Schar von Mönchen ist ein Spektakel, das jedes Jahr am 7. August viele Schaulustige anzieht. Überhaupt lohnt sich ein Nara-Besuch besonders während des Laternenfestivals zwischen dem 5. und 14. August. Man gedenkt der Seelenrettung Verstorbener, und die mit Laternen geschmückte Stadt erstrahlt abends in einem riesigen Lichtermeer.

Die Großstadt Nara beherbergt viele wunderschöne Anlagen wie den Yoshikien Garten, den Isui-en Garten oder den Pavillon Ukimido. Eine äußerst lebendige Sehenswürdigkeit sind die Shika-Hirsche, die frei im berühmten Nara Park herumlaufen. Sie sind so sehr an Menschen gewöhnt, dass sie sich unbeirrt beim Grasen und Umherspringen fotografieren lassen. An einigen Stellen werden spezielle Kekse verkauft, die man an die Tiere verfüttern darf. Aber auch der Besucher muss nicht hungern. Nara ist bekannt für seine Mochi-Reiskuchen, die mit ihrer süßen Bohnenpasten-Füllung auch einen beliebten Snack für unterwegs ergeben. Eine echte Spezialität sind Kinchaku-Kitsuneudon-Suppen. Diese Nudelsuppen enthalten frittierte Tofu-Taschen, die mit Udon-Nudeln gefüllt sind, den dicksten Nudeln der japanischen Küche. Wer das mal probieren möchte, dem sei das Restaurant Mentoan empfohlen, nur einen Steinwurf von Naras Kintetsu-Bahnhof entfernt. Vom Bahnhof fährt alle 30 Minuten ein Zug der Express Line nach Kyōto, Naras Nachfolger im Reigen japanischer Hauptstädte. Der Zug braucht nur 45 Minuten für den Trip, und der lohnt sich. Kyōto war immerhin von 784 bis 1868 Sitz des kaiserlichen Hofes und zählt somit zu den bedeutendsten Kulturstätten des Landes. Die Stadt ist von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges glücklicherweise verschont geblieben. Sie hat heute rund 1,5 Millionen Einwohner und präsentiert sich als Hochburg traditioneller japanischer Lebensweise und Küche

Darüber hinaus ist Kyōto eine wahre Schatzkiste an Sehenswürdigkeiten. Wer nur zwei oder drei Tage Zeit hat, muss sich auf die allerwichtigsten beschränken. Die meisten kulturgeschichtlichen Attraktionen finden sich im Osten der Stadt mit den Kiyomizudera- und Ginkaku-ji Tempeln, dem historischen Stadtteil Higashiyama und dem Geisha-Viertel Gion. Der Kiyomizudera („Temple des puren Wassers“) ist UNESCO Weltkulturerbe und gehört zu den meistbesuchten Tempeln Japans. Nur 15 Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt steht Japans größte Holzpagode im Komplex des To-ji Tempels, und im Westen der Stadt um das Viertel Arashiyama locken Kaiservillen und Gärten die Besucher an. Auch der Bambuswald bietet viele schöne Fotomotive. Im Norden steht mit dem Kinkaku-ji eine der bekanntesten Tempelanlagen der Welt. Die oberen Stockwerke des „Goldenen Pavillons“ sind komplett mit echtem Gold überzogen. Wer im Süden unterwegs ist, sollte sich auf keinen Fall den Fushimi-Inari-Taisha entgehen lassen. Er zählt zu den Hauptschreinen Japans und beeindruckt mit seiner Reihe Tausender scharlachroter Schreintore, den Torii, die alle von Firmen, wohlhabenden Familien oder Einzelpersonen gespendet wurden. Der Fußweg durch die Torii führt eine gute Stunde leicht bergauf und verleiht der Reise einen unvergesslichen Eindruck.

Kategorie: Lebensart
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