Reisen Katar – Den Falken auf der Spur
Katar – Den Falken auf der Spur
oder warum ein Regenschirm ins Handgepäck gehört
Orient – einst magisch, geheimnisvoll und verzaubernd ... Die Wiege der Märchen aus dem Morgenland – heute Luxus, Partys, Formel 1 und bald Schauplatz der Fußball-WM.
An Persischem Golf gelegen, erfreut sich das Scheichtum Katar an den drittgrößten Erdgas- und Ölreserven in der Welt. Das Land hat zudem das welthöchste Einkommen.
Morgens um 6:25 Uhr Landung in Doha, der Hauptstadt. Ein moderner weiträumiger Flughafen im amerikanischen Stil empfängt mich mit klar strukturierten Gängen. Nicht weniger American like ist auch die Passkontrolle, bei der die deutschen Staatsangehörigen ihr Visum mit Kreditkarte bezahlen. Alles läuft sehr besonnen ab: Während die schwarz verschleierte Grenzbeamtin mit Dolly-Dollar Make-Up das Visum erteilt, setzt sie ganz selbstbewusst ihre WAP-Konversation fort … Selam aleykum, Doha!
Draußen warten moderne Taxis – Made in Fernost –, die allerdings nur Katar Rial als Zahlungsmittel akzeptieren. Ein Euro sind circa vier Rial, ein Kilometer Strecke kostet gerade einmal umgerechnet fünfzig Cent.
Nach knapp dreißig Minuten Fahrt ist die üppige angelegte Hotellandschaft mit Blick auf die arabische Halbinsel erreicht. Meine Unterkunft, das Ritz Carlton, liegt gleich neben Pearl Doha, einer künstlich angelegten und in Dubai kopierten Luxus-Wohninsel.
Ein hervorragendes Frühstück wie aus 1001 Nacht – mit vielen exotischen Früchten, die alle eingeflogen werden – streichelt meinen Gaumen. Der Service ist stets sehr aufmerksam und achtet darauf, dass alle Gäste verwöhnt werden.
Shopping Mall Hopping
Anstatt zu relaxen ist erst einmal eine City Tour angesagt. Zunächst steuere ich die Shopping Malls an, weil es in Strömen regnet. März ist scheinbar keine gute Zeit für Doha!
Erster Halt und zu Fuß erreichbar ist die Lagoona Mall. Doch die Araber als Helden der Wüste haben leider wenig Erfahrung mit wasserdichten Decken. Es regnet in dieser erst fünf Jahre alten Mall durch. Überall dienen riesige Eimer als Auffangbecken für die undichten Stellen am teuren Bauwerk. Ob das der Grund ist, dass die Geschäfte weitgehend ohne Besucher sind? Vielleicht liegt es auch an den vielen Leerständen ...
Das muss besser werden, denke ich, und so geht es per Taxi zur Villaggio Mall, wo sofort Erinnerungen an Las Vegas wach werden. Dieser Luxusbau beherbergt nicht nur ein Mini-Venedig mit Wasserkanälen, auf denen die Gäste mit Gondeln reisen, sondern auch alles, was das Haute-Couture-Herz begehrt: Steve Madden Schuhe neben Louis Vuitton Taschen, Salvatore Ferragamo neben Hermes. Doch all diese prunkvollen Boutiquen halten nicht den Segen Gottes sprich Regen auf – auch unter dieser Glaskuppel begegnen wir undichten Stellen und zahlreichen Eimern.
Es schifft weiter! Das bremst doch die Freude am Shopping, und so verzichte ich auf die Fahrt zur allerneuesten Mall, der Mall of Qatar, die erst vor ein paar Monaten eröffnet wurde, und widme den Nachmittag dem Souq Waqif: das ist no Schickimicki, sondern Made in Arabic – zumindest nehme ich es an. Für ein paar Rial gelangt man in zwanzig Minuten zu diesem recht großen Areal mit einem Bazaar, einer Food-Meile und zahlreichen Shisha Cafés.
Die Architektur ist modern, aber mit orientalischen Anklängen. Und ab 14 Uhr geht der Trubel los.
Souq ist ein Schau- und Tummelplatz bunter Eindrücke. Die Luxuskarossen wie Bentley und Rolls Royce, die vor dem Haupteingang parken, sind genauso eine Augenweide wie die auf weißen reinrassigen Arabern reitenden, stolz blickenden katarischen Sicherheitskräfte.
Neben kleinen Läden mit Stoffen für arabische Gewänder finden sich Schmuck- und Goldgeschäfte – und dann sind da Haushaltsgeräte, Gewürze, Süßigkeiten und mitten drin eine Open Air-Zoohandlung, wo hauptsächlich Singvögel, aber auch Kaninchen, Schildkröten und andere Kleintiere zum Verkauf angeboten werden.
Die Händler sind allesamt eher introvertiert, kaum jemand belästigt die Besucher – alles läuft harmonisch ab. Das Preisgefüge in den Cafés und Restaurants ist günstig, was den Aufenthalt angenehm macht und zu längerem Verweilen einlädt.
Neben dem Souq Waqit ist Souq der Falken ein weiteres Highlight – hier haben die prachtvollen Raubvögel in verschiedenen Größen und Rassen quasi ein eigenes Shoppingviertel! Es gibt sogar ein Krankenhaus für Falken … Dahinter geht es zum Bereich mit den Pferdeställen, wo freitags Auktionen stattfinden. Kein Vergleich zu deutschen Einkaufsgewohnheiten!
Jeep Safari – Romantik und Action in der Wüste
Was wäre die Wüste ohne Jeep Safaris? Ich hatte bereits in Jordanien und Dubai diese Touren unternommen, aber in Katar ist es anders: erstens ist es waghalsiger und zweitens – entlang des Meeres zwischen Sand und Meer – sehr romantisch. Gegensätze, die sich perfekt ergänzen. Monet hätte sich in diese Landschaft genauso verliebt wie Dali.
Insgesamt vier Stunden dauert diese Tour mit dem Jeep. Von Doha aus nach etwa einer Stunde Fahrt über nahezu leere Autobahnen und vorbei an etlichen Baustellen erreicht man eine Gegend mit Endzeitstimmung.
Hier stehen Wagen neben ungepflegten Zelten und Fast Food-Ständen aus Blech. Unser Fahrer Omar – eigentlich Ingenieur, wie er sagt – lässt die Luft aus den Reifen für mehr Grip im Wüstensand. Nach fünfzehn Minuten Aufenthalt an diesem unbehaglichen Ort, der sich gegenüber von einem Strandclub befindet, geht es weiter.
Auf, auf! Und ab in die Dünenlandschaft. Omar nimmt die Dünen mit seinem Jeep wie ein furchtloser Surfer auf Maui. Mit Adrenalin in den Adern erblicke ich links von uns das arabische Meer und die zahlreichen Areale mit Wohnmobilen, Autos und WC-Wagen. Es sind die Wüsten-Resorts der Araber aus Katar oder aus dem etwa dreißig Fahrtminuten entfernten Saudi-Arabien. Hier verbringt man den Winter unter dem klaren geheimnisvollen Sternenhimmel. Nach einem Zwischenstopp am Meer kehren wir zurück aus der Idylle – back to the city.
Doha ist recht klein – in etwa neunzig Minuten hat man die Stadt auskundschaftet. An der Corniche neben den Wolkenkratzern vorbei gelangen wir wieder ins Hotel.
Das Nachtleben in Doha ist nicht üppig, aber es wird einiges an Ausgehmöglichkeiten geboten. Im W Hotel gibt es die stylische Crystal Lounge … Im Hotel St. Regis ¬ The Club geht‘s jazzig zu. Die Strandpromenade, die Corniche, ist der perfekte Ort für ein Dinner. Das nahegelegene West Bay Viertel mit den Kunstgalerien, Museen und Shops ist auf jeden Fall ein Must see. Die Sand- und Kalkstein-Architektonik des Viertels verbreitet fast andalusisches Flair. Empfehlenswert ist das libanesische Restaurant Al Mourjan mit Mezes, den kleinen Vorspeisen, und den spicy Fleischgerichten und mit einem herrlichen Blick auf die Peninsula. Alkohol allerdings ist hier Mangelware … Wer also einen Gin Tonic oder einen edlen Whisky genießen möchte, der sollte sich an die Hotelbars vom Grand Hyatt, St. Regis, Ritz Carlton oder vom The Pearl begeben. Auch die Bar „1933“ im Marsa Malaz Kempinski ist mehr als nur einen Absacker wert. Doch ich entscheide mich für das Kulinarische und bleibe.
Katar blüht auf und wächst weiter
Hohe Investitionen und der feste Glaube an einen nachhaltigen Tourismus im kalifornischen Stil beflügeln die Herrscher der Tahni-Familie. Die moderne Oase, die Kunst, Architektur, Sonne, Sand, Meer und Sportevents vereint, soll Dubai überholen und als Business Center in Nahost agieren.
Vor allem Beteiligungen an europäischen Firmen wie Daimler, Volkswagen, Areva, Credit-Suisse, aber auch an türkischen und arabischen Privatsendern sollen dem Scheichtum zukunftsträchtige Gewinne bringen und dessen Einfluss vergrößern.
Fazit: Für einen verlängerten Weekend-Trip auf jeden Fall lohnenswert! Allemal im Jahr 2022, wenn die Fußball-WM in emissionsfreien und dank Solarpanelen klimatisierten Stadien stattfindet.