
Lebensart Auf ewiger Suche nach dem Glatteis
Auf ewiger Suche nach dem Glatteis
Interview mit Ken Duken
Interview mit Ken Duken
Im privaten Bereich bevorzugt Schauspieler Ken Duken die familiäre Harmonie, beruflich jedoch kann es ihm gar nicht abwechslungsreich genug zugehen. So hat er mittlerweile auch das Regieführen für sich entdeckt – eine neue Leidenschaft, die er auch weiter ausbauen will. CHAPEAU traf Ken Duken in seiner Wahlheimat Berlin.
Info – Ken Duken ist 1979 in Heidelberg geboren. Das Schauspielen lernte er zunächst von seiner Mutter, der Bühnenschauspielerin Christina Loeb. Später absolvierte er noch Kurse bei James Reynolds und Bruce McDonald, aber er besuchte nie eine Schauspielschule. Die erste große Filmrolle spielte Duken 1999 neben Heiner Lauterbach und Franka Potente in „Schlaraffenland“. Fünf Folgen lang spielte er einen Jungkommissar in der Serie „Nachtschicht“, und mit „Berlin Falling“ drehte er 2017 seinen ersten eigenen Spielfilm. Für den Dezember sind die Ausstrahlungen des Märchenfilms „Die Hexenprinzessin“ im ZDF und die NDR-Produktion „Der blonde Hans“ geplant, in dem Duken die Schauspiellegende Hans Albers verkörpert. Ken Duken ist seit 2000 mit der Schauspielerin Marisa Leonie Bach verheiratet, die Familie lebt in Berlin.

CHAPEAU – Du bist jetzt seit über 20 Jahren im Filmgeschäft. Damals wurdest du nach den Filmen „Schlaraffenland“ und „Gran Paradiso“ von der Presse als Shootingstar gefeiert. Was hat dir das damals bedeutet und wie siehst du deine Karriere heute – rund 100 Film- und Fernsehrollen später?
Ken Duken – Ich war früher wohl viel naiver als heute. Über Karriere oder über irgendwelche strategischen Entscheidungen habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Ich habe einfach nur gespielt. Den Großteil von diesem Enthusiasmus habe ich mir bewahren können, aber heute muss ich über das Kreative hinaus noch viel mehr berücksichtigen: Wie wirkt sich die Arbeit auf meine Familie aus? Die hat natürlich einen sehr großen Einfluss auf mein Leben. Aber ansonsten habe ich bei der Rollenauswahl damals wie heute die gleiche Prämisse: Ich bin immer auf der Suche nach Herausforderungen, wo ich mich aufs Glatteis begeben kann. Auf die Fresse fallen, wieder aufstehen. Dinge ausprobieren und nicht einfach nur das Bewährte oder das schon mal Gemachte immer wieder abrufen.
Welche deiner Filme sind dir heute besonders wichtig?
Sehr viel bedeutet mir natürlich mein Regiedebüt „Berlin Falling“, in dem ich zusammen mit Tom (Wlaschiha) auch die Hauptrollen gespielt habe. Auch die Miniserie „Laconia“ war für mich überaus bedeutsam, vor allem weil ich für den Dreh vier Tage nach der Geburt meines Sohnes nach Afrika reisen musste. Ich hatte dort eine wahnsinnig intensive Zeit mit tollen Kollegen, die sich bei diesem wirklich schönen, die sich bei diesem wirklich schönen, aber für mich durch die Situation bedingt schwierigen Dreh für mich aufgeopfert haben Aber es gibt so viele Rollen, die mir am Herzen liegen. Aktuell jetzt auch das Dokudrama über Hans Albers. „Die Liebe des Hans Albers“ bedeutet mir wahnsinnig viel. Unter den ganzen Filmen, die ich gedreht habe, gibt es vielleicht zehn Prozent, die mir nicht mehr gefallen. Aber mit dem Rest bin ich ganz zufrieden.
„Für Quentin Tarantino würde ich auch eine vorbeifliegende Pistolenkugel spielen.“
Du gehört ja auch zur legendären deutschsprachigen Besetzung des Hollywoodfilms „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino. Welche Erinnerungen verbindest du mit den Dreharbeiten?
Das war eine lustige Zeit. Quentin hatte einige von uns eigentlich für andere Rollen gecastet, aber das hat leider nicht funktioniert. Er hat mich dann gefragt, ob ich auch einen etwas kleineren Part spielen würde. Ich wollte gern im Film bleiben, deshalb habe ich gesagt, für ihn würde ich auch eine vorbeifliegende Pistolenkugel spielen. Er hat gelacht und geantwortet, das müsse ich nun nicht, aber er würde eine andere kleine Rolle für mich ins Drehbuch schreiben. Daraus wurden dann 16 intensive und sehr lehrreiche Drehtage, die viel Spaß gemacht haben.
Nach dem Film hat vor allem Christoph Waltz einen enormen internationalen Aufstieg hingelegt. Träumst du auch von einer solchen Weltkarriere?
Christoph hat da so sensationell gespielt, dass man beim Zuschauen niederkniet. Eine solche Rolle ist etwas ganz Besonderes und mit einem riesigen Hype verbunden. Das hängt an der Korrelation zwischen dem, was die Rolle hergibt, und was man als Schauspieler daraus macht – aber sich dann auch traut, daraus etwas zu machen. Das finde ich toll und gibt uns Schauspielern auch viel. Ich mag es gern, wenn jemand etwas Besonderes kann und das dann auch macht. Man sieht, was möglich ist.

Deine Karriere verläuft aber auch nicht schlecht. Du bist ein bekannter und mehrfach preisgekrönter Schauspieler, und den Thriller „Berlin Falling“ hast du auch inszeniert und produziert. Willst du langfristig auch komplett hinter die Kamera wechseln, oder reizt dich gerade die Doppel-Funktion als Schauspieler und als Regisseur?
Die Regie wird wohl künftig auch immer einen Teil meines Lebens einnehmen, aber die Schauspielerei werde ich nie aufgeben. Dafür bedeutet sie mir zu viel. Andererseits entwickele ich gerade meinen nächsten Film, den ich gern dieses Jahr schon gedreht hätte, aber Corona-bedingt auf nächstes Jahr verschieben musste. Und ich arbeite zusätzlich an der Entwicklung einer Serie mit, die ich sozusagen als Showrunner voranbringen möchte. Mir geht es darum, Geschichten zu erzählen.
In „Berlin Falling“ spielt Tom Wlaschiha deinen fiesen Kontrahenten. Bei uns im Interview hat er den schönen Satz gesagt „Gut und böse gibt es im wahren Leben nicht.“ Tatsächlich verschwimmen im Laufe des Films die Grenzen zwischen dem vermeintlich Guten und dem Schurken. Ist diese Ambivalenz genau der Stoff, der dich als Filmemacher interessiert?
Ja, gut und böse definiert sich meist durch den Blickwinkel. Es gibt so viele Situationen, in denen wir Dinge, die wir uns im Grundsatz eigentlich verbieten, plötzlich als richtig empfinden. Unsere Welt hat wahnsinnig viele Grautöne, und ich finde es spannender, Figuren eher gebrochen als geradlinig darzustellen. Für mich gibt es keinen Bösewicht. Wenn ich jemanden spiele, einen Antagonisten oder jemanden, der schlimme Dinge macht, dann möchte ich das für einen bestimmten Moment schaffen. Für diesen Moment soll sich der Zuschauer mit der Figur identifizieren können. Einen Zugang zu dem Charakter finden, um die Situation wirklich reflektieren zu können und für sich eine Entscheidung zu treffen, wie er handeln würde. Ich will keinen strahlenden Helden spielen, der unantastbar ist. Das hat Steven Seagal jahrelang gemacht, und nach einer gewissen Zeit wird es dann langweilig. Ich zeige lieber jemanden, der für Probleme anfällig ist oder Schwächen hat und dann über sich hinauswächst. Mein Schwiegervater hat mal zu mir den sehr schönen Satz gesagt: „Ein Held ist nicht derjenige, der keine Angst hat.“ Wer keine Angst hat, ist meistens der Toll- kühne oder der Dumme. Held ist derjenige, der Angst hat und sie überwindet, weil er sie hinter sich lassen muss. Er stellt sich seinen Ängsten. Genau das finde ich spannend, und deswegen mag ich die diese Kontraste.
„Strahlende Helden werden mit der Zeit langweilig.“
Wie ist es im wahren Leben? Gibt es für dich wirklich keine Menschen, die einfach nur böse sind?
Wie gesagt, es geht immer um den Blickwinkel und auch um Momente. Ganz ehrlich, wir haben uns doch alle schon mal dabei erwischt, dass man sich wie ein Arschloch verhalten hat. Vielleicht war man an einem schlechten Tag übel drauf, hat irgendjemanden angepampt. Im Nachhinein denkt man dann, was war das denn jetzt, warum war ich gerade so eine Wurst? Ich rege mich meistens nicht über andere Leute auf, sondern über mich. Ich wohne in einer wahnsinnig engen Straße. Da fahre ich entlang, und plötzlich biegt von vorn ein Lieferwagen ein. Der sieht, dass ich schon fast die komplette Straße durchfahren habe, aber er schießt am Ende in diese Straße rein und pöbelt mich an. Da habe ich tatsächlich die Fassung verloren, aber dann hatte ich irgendwann keinen Bock mehr auf die Diskussion und bin tatsächlich die komplette Straße rückwärts gefahren. Ich habe mich über die verlorene Zeit geärgert. In Zukunft werde ich wohl nur noch lächeln und gleich rückwärts fahren.
Nö! Aussteigen, abschließen, weggehen.
(Lachend): Also wenn du ihm dann einfach den Schlüssel gibst, ist das auch eine ganz gute Idee. Und wenn er dann auch noch das schönere Auto hat, kannst du darauf hoffen, dass er erst einmal mit deinem Wagen beschäftigt ist und dann mit seinem wegfahren. Nein, im Ernst. Ich versuche mittlerweile in solchen Situationen, das Segel aus dem Wind zu nehmen und nicht mehr den Wind aus den Segeln. Das kann ich nämlich nicht.

Im letzten Jahr warst du im Kinofilm „Traumfabrik“ zu sehen. Das war ja eine für deutsche Verhältnisse sehr aufwändige Produktion, super prominent besetzt und eine Verbeugung vor der goldenen Ära der großen Studiofilme. Aber kann Kino heute noch als Traumfabrik funktionieren, oder bevorzugst du realistische Stoffe, die in einer realen Umgebung gedreht werden?
Beides. Für mich wird Kino immer Kino sein. Für welche Filme gehen wir ins Kino? Da kann sich jeder immer wieder selbst ertappen. Wir wollen die große Leinwand sehen, schöne große Bilder, von Geschichten bewegt werden. Das kann das große Epos oder ein kleines Kammerspiel sein. Oder ein aufgeladener Actionfilm. Es kann alles sein. Ich möchte im Kino einfach nur überrascht werden, irgendwie berührt, zum Nachdenken oder zum Lachen gebracht werden. Als ich ein kleiner Junge war, hat das Kino meine Vorbilder geprägt. Das reale Leben bot mir leider nicht so viele Idole oder Anlass zum Träumen. Ich habe mich meinen Helden auf der Leinwand anvertraut, und die haben mir wahnsinnig viel gegeben. Und jetzt erlebe ich auch immer wieder solche Momente. Du erwähntest vorhin „Gran Paradsio“. Nach dem Film, wie auch nach vielen anderen, die ich gemacht habe, erhielt ich ellenlange Briefe von Leuten, die mir sagen wollten, was ihnen dieser Film bedeutet hat. Von einem jungen Rollstuhlfahrer habe ich einen langen und bewegenden Brief bekommen, in dem er mir schrieb, dass dieser Film der Grund war, weshalb er weitermachen und sich nicht umbringen will. So einen Brief zu bekommen, ist mehr wert als alles andere. Wenn es nur ein oder zwei Leute sind, die du auf deinem Weg mitnimmst, ist das mehr wert als jeder Schulterklopfer. Das ist für mich der Grund, warum ich es mache.
Glaubst du dass deutsche Genrefilme – Thriller, Action, Komödien oder auch Liebesmelodramen – auch im Kino eine Chance haben, oder funktionieren die nur noch im Fernsehen?
Naja, es gibt ja nur drei Genres, die wirklich über Jahre funktioniert haben – nämlich die drei Ks: Krimi, Komödie, Kinder. Aber da zeichnet sich weltweit ein Wandel ab. Die Streamer sorgen mittlerweile dafür, dass auch Filme aus kleineren Ländern gesehen werden. Die bekommen jetzt eine neue Relevanz. Wir streamen Projekte aus Skandinavien oder egal von wo auf der Welt. Meine Frau schaut gerade eine koreanische Serie. Die Tendenz zu realistischen Sujets im Film ist stärker geworden. Wenn früher jemand einen leichten Akzent im Film hatte, bekam er in bestimmten Ländern keine Chance. Heutzutage liebt man in den USA jemanden wie Christoph Waltz, ob mit oder ohne Akzent. Auch in dieser Hinsicht werden die Filme immer realistischer. Du kannst für die ganze Welt Projekte produzieren, das nennt man „local for global“. Auch wenn sie aus Deutschland sind, können sie mit der Art, wie sie gedreht sind und welche Themen sie behandeln, weltweit gesehen werden. Dadurch entwickelt sich gerade etwas. Fernsehschauspieler kommen mehr in Berührung mit Kino, Kino mit Fernsehen. Reine Kino-Schauspieler gibt es so gut wie gar nicht mehr. Bis auf wenige Ausnahmen sind selbst die größten Kinostars in irgendeiner Serie zu finden oder andersherum. Es gibt nicht mehr so viele Regeln, an denen man früher noch fast dogmatisch festgehalten hat.
Hast du Vorbilder, wenn es ums Filmemachen geht?
Es gibt so viele und in so vielen Dingen. Ich glaube, es war Billy Wilder, der den wunderschönen Satz gesagt hat: Bei allem, was schieflaufen kann, ist es ein Wunder, dass überhaupt Filme existieren. So muss man an die Sache rangehen.
Und Schauspieler-Vorbilder?
Wahnsinnig viele. Ich treffe immer wieder auch unbekannte junge Schauspieler, mit denen ich zusammen spiele und mich beschäftige. Aber auch Charaktere wie die von Hans Albers. Wenn man sich mit dieser Figur intensiv befasst, entwickelt man Bewunderung dafür, was dieser Mann damals gemacht hat. Was das für ein Typ war, und welche Chuzpe er hatte. Darüber hinaus muss ich den Charakter aber natürlich auch mit dem gebotenen Abstand reflektieren und seine ganzen Schwächen und Fehler sehen. Aber gerade die machen die Menschen ja auch liebenswert. Wer von uns ist schon perfekt?

Was hältst du von der Entwicklung im amerikanischen Genrekino? Da hat man ja manchmal den Eindruck, es würden nur noch Comic-Verfilmungen gedreht.
Naja, es wird auch schon noch anderes gedreht. Selbst innerhalb der Comic-Verfilmungen haben sich ja schon verschiedene Genres herauskristallisiert. Wenn ich zum Beispiel die „Avengers“ mit dem „Joker“ vergleiche, sind das komplett unterschiedliche Filme. Natürlich gehen die großen Projekte immer mehr in Richtung Action und Special Effects, aber es wird immer auch etwas geben, das sich abhebt. Das war in der Geschichte schon immer so. Irgendjemand hat mit einer Idee oder einem Konzept Erfolg, und dreißig Leute machen es nach, bis es keinen Erfolg mehr hat. Und plötzlich kommt irgendjemand, macht etwas komplett was anderes. Ist es erfolgreich, rennen alle in die neue Richtung. Derzeit erleben wir weltweit eine sintflutartige Überflutung durch Serien. Darunter ist auch unfassbar viel Schrott. Wer will das alles gucken?
Vor Jahren hattest du mit Freunden eine Produktionsfirma gegründet, und 2003 habt ihr mit „From Another Point of View“ auch einen Spielfilm produziert. Willst du auf diesem Weg weiter gehen?
Nein, ich bin jetzt als freier Regisseur und Produzent tätig und arbeite mit verschiedenen Produktionsfirmen zusammen.


Kann man in Zeiten von Corona überhaupt noch einigermaßen ungestört produzieren?
Im Moment ist kreatives Arbeiten fast unmöglich. Und weil du nach Kinofilmen gefragt hast: Das Kino hat vermutlich ganz schwierige Zeiten vor sich. Die Frage ist, was Kino sein kann und was außer großen Blockbuster-Filmen überhaupt noch funktioniert. Vielleicht entsteht wieder ein großes Bedürfnis nach großer Leinwand, falls diese Pandemie jemals vorbei sein sollte.
Warst du in diesem Jahr noch auf der Berlinale, und war die Krise dort schon zu spüren?
Ja, in der Zeit fing die Pandemie gerade an, und überall wurde über das Virus gesprochen. Ich habe gedacht, okay, wenn es sich ausbreitet, wo kann es das besser tun als hier auf der Berlinale? Wo in jedem Raum gefühlt sechshundert bis tausend Leute stehen und sich gegen die laute Musik wechselseitig ins Gesicht brüllen. Also das war schon Thema und es gab ein Bewusstsein für die Gefahr, aber es war noch nicht wirklich gegenwärtig.
„Ein Kampfsport wie Jiu Jitsu erdet, und in einer gewissen Weise macht es dich auch demütig.“
Wie findest du deinen Ausgleich – betreibst du Sport?
Ja, ich mache Kampfsport. Das ist sicher auch ein Grund dafür, weshalb ich in einer Situation wie der mit dem Auto, die ich vorhin beschrieben habe, nicht mehr ausraste, sondern einfach zurücksetze. Jiu Jitsu erdet, und in einer gewissen Weise macht es dich demütig. Wer keinen Kampfsport betreibt, denkt vielleicht, wir kämpfen gegen einen Gegner. In Wahrheit aber trainierst du mit einem Partner, der dir hilft, den wahren Gegner zu besiegen – und das bist du nämlich selbst. Es geht darum, besser zu werden als du es gestern warst, und jeden Tag ein bisschen dazuzulernen. Auf diese Reise mit sich selbst zu gehen, ist das Besondere daran.
Du lebst mit deiner Frau und Kollegin Marisa Bach in Berlin. Ihr seid aber beide nicht hier geboren, sondern aus dem Süden Deutschlands zugewandert. Wie fühlt es sich an, mitten im Corona-Krisengebiet zu leben?
(Lacht) Berlin war schon weit vor Corona ein Krisengebiet, war es wahrscheinlich schon immer. Egal ob es um Flughäfen geht oder nur um Fußball. Immer ist Krise. Ich bin damals nach Berlin gezogen, weil ich mich total in die Stadt verknallt habe. Ich bin der größte Berlin-Liebhaber, den man sich vorstellen kann. Ich liebe diese Stadt und hatte Fernweh, als ich noch in Garmisch oder München wohnte. Egal wo ich war, hier wollte ich herziehen. Irgendwas ist mit Berlin und mir. Seit ich hier den Schlüssel umgedreht habe, fühle ich mich das erste Mal zuhause.
„Ich bin der größte Berlin-Liebhaber, den man sich vorstellen kann.“
In diesem Jahr hast du auch zusammen mit deiner Frau Marisa für die ZDF-Produktion „Die Hexenprinzessin“ vor der Kamera gestanden. Ein Fantasy Filmmärchen um zwei ungleiche Königstöchter, und ihr spielt deren Eltern. Nun seid ihr ja auch selbst Eltern. Ist eine solche Rolle dann überhaupt noch eine Herausforderung?
(Lacht) Eltern zu sein ist, ist wirklich eine Herausforderung. Eltern zu spielen, ist mittlerweile leicht.
Der Film ist gerade heute bei einem Pre-Screening hier in Berlin im Cinestar-Kino gezeigt worden. Weißt du, wie der Film beim Publikum angekommen ist?
Von Berlin weiß ich es nicht. Aber er ist auch schon auf einem Festival in Chemnitz gelaufen, und da kam er bei den Kindern sehr gut an. Danach hat man auch schon einen zweiten Teil geschrieben. Ich selbst habe den Film noch nicht sehen können. Der Regisseur Ngo The Chau ist von Haus aus Kameramann und hat auch bei meinem Film „Berlin Falling“ die Kamera gemacht. Er ist einer meiner besten Freunde und ich habe blindes Vertrauen in ihn.
„Eltern zu sein ist, ist wirklich eine Herausforderung. Eltern zu spielen, ist mittlerweile leicht.“
Wie viele Leute konnten den Film denn bisher sehen?
Ich war ja nicht da, aber ich glaube, es war mit vielen Kindern, mit Masken und allem Drum und Dran. Alles ein bisschen komplizierter.
Macht eine solche Kinopremiere in diesen Zeiten überhaupt noch Sinn?
Gerade in solchen Zeiten finde ich es schön, wenn man Kindern ein bisschen Lachen oder Emotionen auf die Mundwinkel zaubert.
Weißt du, wann der Film im ZDF zu sehen sein wird?
Ich glaube, er läuft am 12. Dezember auf ZDFneo, und am 27. Dezember im ZDF.
Was wirst du als nächstes drehen?
Nächste Woche nehmen wir den Film „Ein paar Tage Licht“ auf. Den haben wir gerade in Marokko gedreht, als der erste Lockdown kam. Den muss ich jetzt beenden. Im TV läuft ab November bei TNT die Serie „The Professionals“ mit Brandon Fraser, Tom Welling und mir. Was ich dann als nächstes drehen werde, darf ich noch nicht verraten. Drücken wir mal die Daumen, dass die Pandemie nicht noch schlimmer wird und uns weiter arbeiten lässt.
„Gerade in solchen Zeiten finde ich es schön, wenn man Kindern ein bisschen Lachen oder Emotionen auf die Mundwinkel zaubert.“
Wenn man mal von der Krise absieht: Reist du gern – und in welche Länder am liebsten?
Am liebsten bin ich zu Hause. Durch die Arbeit muss ich viel reisen und bekomme viele Eindrücke. Das ist immer dann sehr schön, wenn mich die Familie dort besucht und wir gemeinsame Momente erleben können. Aber beim Arbeiten nehme ich die Orte anders wahr als ein Tourist. Natürlich denke ich manchmal, dies oder das müsste ich mir jetzt eigentlich anschauen. Aber teilweise kann ich mich dann gar nicht mehr dazu aufraffen, oder ich schaffe es nicht, weil ich zu viele andere Sachen erledigen muss. Wenn dann die Familie da ist, fällt es mir leichter, Löwenparks in Afrika zu besuchen oder solche Dinge zu tun. Das genieße ich dann, und ich liebe es auch. Durch die Arbeit wird das hoffentlich immer so bleiben. Aber Zuhause zu sein, Freunde zu treffen, in die Restaurants zu gehen, die man kennt, meinetwegen auch zehn Tage lang immer das Gleiche zu essen – darauf freue ich mich die ganze Zeit. Ich weiß nicht, ob das jemand nachvollziehen kann. Aber egal wo ich bin, ich suche mir ein Restaurant, bestelle ein Gericht und gehe dort immer wieder hin und bestelle genau das Gleiche. Das ist vielleicht ein bisschen seltsam und vielleicht auch etwas schizophren. Aber so lege ich meine Anker aus, auch wenn ich nur für zwei Wochen irgendwo bin. Und wenn ich nach einem Jahr wiederkomme, geht es in das selbe Restaurant. Und die begrüßen mich dort, als wäre der verlorene Sohn zurückgekommen. So habe ich überall auf der Welt meine Ankerplätze. Von dort aus kann ich dann weiter vorangehen.