Mode Leinen Los

Leinen Los

Leinen los

Schon die alten Ägypter haben ihn für sich entdeckt und nannten es „Gewebtes Mondlicht“ wegen seiner eigentümlichen Schönheit. Die Rede ist von Leinen, dem absoluten Sommerstoff. Er liegt kühl auf der Haut. Lässt genügend Luft zum Atmen und sieht auch noch edel aus. Ob als Kleidung oder sogar als Bettwäsche, Handtücher oder andere Heimtextilien. Erste Funde lassen darauf schließen, dass Leinen bereits seit über 5.000 Jahren Verwendung findet. Das erste Leinenhemd ist heute im Petrie Museum in London ausgestellt. 

Schon seit unzähligen Jahren bewährt, immer wieder gern getragen. 

Einst war Leinen der weitverbreiteste Bekleidungsstoff überhaupt. Dann geriet er für lange Zeit eher in den Hintergrund. Doch das Bewusstsein für mehr Sinn nach Lebensqualität, mehr Nachhaltigkeit, Ökologie und Langlebigkeit, gibt Leinen sein Comeback. Weltweit werden pro Jahr etwa zwei Millionen Tonnen an Leinen produziert. 

Wie entsteht Leinen?

Lein – auch als gemeiner Flachs bekannt – ist eine der ältesten Nutzpflanzen. Die vor allem in Europa wachsenden Flachspflanzen geben den Ursprung für das Material. Flachs trägt weiße Blüten und zeichnet sich durch besonders feine Bastfasern aus. Wärme sowie einer feuchter Untergrund während der Wachstumsperiode bedingen ein erfolgreiches Wachstum. Spezielle Maschinen ziehen die Pflanzen aus dem Boden. Anders als bei der Ernte von anderen Pflanzen verzichtet man bewusst auf das Abmähen der Stängel. Das Abmähen würde die Fasern beschädigen, wenn nicht sogar zerstören. Nach dem Ernten folgt die Röste, auch Rotte genannt. Die Stängel der Pflanze werden durch den Einsatz von Bakterien und Pilzen einer Art Gärungsprozess unterzogen. Hierdurch lösen sich die Faserbündel von ihrem Holzkern. Dieser Warmwasser-Prozess darf bei nicht mehr als 26 bis 40 Grad erfolgen und nicht mehr als 50 bis 100 Stunden andauern, da die Fasern sonst beschädigt werden würden. Sind die Stängel anschließend getrocknet, werden die Fasern in der weiteren Produktion aus den Stängeln herausgenommen. Sortiert nach Faserfeinheit erfolgt die Verarbeitung zu Vorgarn für die weitere Leinenproduktion.

Aber auch die Samen lassen sich nutzbringend verwerten: Sie dienen für die Herstellung und Produktion von Nahrungs- und Futtermittel, Arzneimittel oder auch zur Gewinnung des guten Leinöls. 

Flachs ist eine sehr anspruchslose Pflanze. Sie gedeiht auf mageren Böden und benötigt nur sehr geringe Düngerzugaben. Überdosen von Dünger führen eher zu einer Verschlechterung der Faserqualität. Bereits nach zweimaligen Anbau auf dem gleichen Feld wird der Boden eher „flachsmüde“. Er braucht eine Pause von sieben Jahren. Die Entstehung von Monokulturen wird quasi im Keim erstickt. 

Welche Eigenschaften hat Leinen?

Als klar hervorzuhebende Eigenschaft ist die Luftdurchlässigkeit von Leinen. Diese ermöglicht der Haut bei jeder Temperatur zu atmen. Ein beliebter Grund im Sommer, sich für Kleidung aus dieser Naturfaser zu entscheiden. Die Luftfeuchtigkeit wird aufgenommen und mit der Umgebungsluft ausgetauscht. Dies lässt das Material kühlend, aber dennoch trocken auf der Haut wirken. 

Auch die Beschaffenheit der Faser sollte nicht unerwähnt bleiben. Die sehr glatte Faser-Struktur bietet Schmutz und Bakterien wenig Angriffsfläche. Daher ist sie insbesondere bei Allergikern sehr beliebt. 

Leinen ermöglicht dem Träger einen lockeren und angenehmen Tragekomfort. Das Material ist sehr robust und reißfest. Durch die geringe Elastizität kann der Stoff zwar leicht knittern, doch dies ist für Leinen völlig normal und sollte als „typische Edelfalten“ hinnehmen. Sie gehören schlichtweg dazu. Wer sich allzu schwer mit dem leicht knitterigen Erscheinungsbild tut, aber dennoch nicht auf Leinen verzichten möchte, kann seine Wahl auf Halbleinen beschränken. Kleidungsstücke aus Halbleinen enthalten mindestens 40 % Leinen sowie Beimischungen aus Baumwolle oder Modal. 

Gibt es besondere Pflegehinweise zu beachten?

Leinen ist grundsätzlich kochfest. Hier kommt es auf die Mischung des Gewebes und die Färbung an. Kleidungsstücke aus reinem Leinen sollte nicht über 60 Grad, Halbleinen und Mischgewebe nur bei 40 Grad gewaschen werden. Eine Wäsche im Schonwaschgang führt zu einer längeren Haltbarkeit der Kleidung, die Scheuerfestigkeit von Leinen ist geringer als bei Baumwolle ist. Hitze durch den Wäschetrockner sollte ebenso vermieden werden. Die trockene Hitze schädigt das Gewebe. Das gilt auch für das Bügeln. Leinenstücke sollten eher leicht feucht gebügelt werden. 

Eher empfindliche Kleidungsstücke wie Anzüge oder Blazer gibt man am besten in die Reinigung, damit der Leinen nicht seine Form verliert. 

Ist Baumwolle vergleichbar mit Leinen?

Baumwollstoffe sind eher matt, warm und weich. Der Kontrahent Leinen dagegen kommt eher glänzend, kühl, dicht und glatt daher. Leinen sieht zwar Baumwolle sehr ähnlich, ist aber grober und dicker – bis auf wenige Ausnahmen. 

Deutlich zu erkennen ist der Riss eines Fadens. Der Leinenfaden hat nach einem Riss eher eine Art „buschiges Schwänzchen“, währen der Baumwollfaden immer glatt und schlicht reisst. 

Leinenstoffe und Leinentextilien sind jahrelang verwendbar. Auch nach zwanzig Jahren büßen sie ihre Eigenschaften nicht ein. Baumwolle hingegen bleicht hingegen aus. Die Langlebigkeit von Baumwolle ist deutlich begrenzt. 

Leinen ist im Vergleich zur Baumwolle teurer. Die Flachsfaseraufbereitung für die Leinenproduktion ist sehr viel schwieriger und etwa zweimal teurer als Baumwolle. 

Kategorie: Mode
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