Kolumne Reiner Wutfried: SMOMBIE, BOMPEL, FRABLEB
Reiner Wutfried: SMOMBIE, BOMPEL, FRABLEB
Ein Ausbruch von Reiner Wutfried
Ein Freund hat mir Digital Detox empfohlen…
…Viel zu oft würde jeder täglich auf sein Smartphone starren und damit aus dem eigentlichen Helferlein einen Sklaventreiber seiner selbst machen. Würde man seine Mobile Devices dagegen mal ignorieren, würde innerer Friede einkehren. Ungeahnte Ruhe und Zufriedenheit.
Aber Moment mal, da kann ich ja nur lachen!!
…Ich und Detox – von etwas, das mich aufgrund der geringen Dosis gar nicht vergiften kann!? Ich bin nämlich kein Smombie! Smombies, das sind Smartphone-Zombies. Von ihren Geräten ferngelenkte Kreaturen, so dass erste Städte bereits Bodenampeln (passenderweise gleich Bompel genannt, haha!) installieren, damit der handystarrende Homo Idioticus nicht reihenweise vor Autos und Straßenbahnen rennt und sozialverträglich jung dahinscheidet. Und so den Frableb ins, nein aus dem Leben ruft: den früh Ablebenden. Smombie, Bompel, Frableb. Die eilige Dreifaltigkeit. Amen!
Generation Head Down!
Ja, wir haben es endlich geschafft: die seit den alten Griechen bekannte Litanei über die „Jugend von heute“, die jeweils die schlimmste sei – im 21. Jahrhundert ist sie endlich wahr geworden. Nur die Jugend!? Ach was! Auch reifere Semester machen ohne Smartphone gar nichts mehr. Denken wir nur an die berühmten „Selbstoptimierer“. Das sind jämmerliche Gestalten die auch noch den letzten Rest Gefühl für die eigenen Bedürfnisse an ihre Smartphones delegiert haben. Sie verwalten sich komplett digital: Schlafqualität, Blutdruck, Puls, Kalorienzähler, Schrittzähler, Nährstoffe im Essen – da wird es doch Zeit, dass der erste Elektronikkonzern konsequent auf die Bedürfnisse seiner Kunden eingeht und den Instant-Darmflora-Check via Smartphone anbietet! Werbeslogan: Scheiß drauf!
Schon der Beginn der Mobiltelefonie hinterließ nur Leere und Verlorenheit…
…Damals war so ein Phone noch nicht smart, hatte sogar noch Tasten und wurde zum Telefonieren und SMS-Schreiben genutzt. Nur dafür. Der frühe Nutzer war ein glatter Businesskasper, der im smarten Outfit durch irgendein austauschbares Großstadt-Panorama watschelte und seinen Broker anwies, zu kaufen. Wahrscheinlich irgendeine schwindelige Technologieaktie, die am Ende statt horrenden Gewinnen nur Horror ohne Ende versprach. Aber so waren sie halt, die Zeiten. Marktgläubig, geldgeil und strunzdumm.
Und heute? Selbst der Ausflug ins Grüne wird digitalisiert und nennt sich jetzt Geocaching. Anstatt einfach im Wald zu lustwandeln und sich mit Rehen und Vögeln zu beschäftigen, wird mit Hilfe von GPS-Signalen irgendeine blöde Box gesucht und wenn gefunden, markiert. Die Schatzsuche der Kindheit in unromantisch. Ohne Orangenlimonade in Dosen und Schokoriegel zum Happy End. Aber mit Ping und Check.
Vorbereitet wurde das Ganze natürlich durch Pokémon…
…Geocache für Kids. Die Smombie-Jugend, die ohne Bompel wirklich zu Frablebs wird. Früher haben Halbwüchsige Schnitzeljagd gemacht, gegen einen Ball getreten oder auf dem Spielplatz heimlich Dosenbier getrunken. Wo sind wir nur hingekommen???
Wenigstens einer Sache beschert der Smombie-Wahn einen sinnvollen Konjunkturaufschwung: dem Darwin-Award. Er kürt die größten Deppen, deren formvollendete Dummheit zum Exitus führt. Wie der indische Taxifahrer, der auf die Idee kam, ein Selfie mit einem verletzten Bären zu machen. Natürlich hat der Bär den Ober-Smombie auseinandergenommen. Die Fahrgäste des Taxifahrers konnten übrigens nicht eingreifen. Sie filmten das Ereignis. Mit ihren Smartphones. Smarte Phones für dumme Menschen.
So, ich muss Schluss machen. Ich schreibe diese Zeilen auf einem Tablet. Nein, das ist kein Smartphone!!! Ganz was anderes! Aber meine App, die meine Nutzungszeit überwacht, meint, dass es reicht. Und außerdem ist der Akku gleich…