Lebensart HEUREKA! Sankt Petersburg „Eine geschichtsträchtige Mega-Metropole“
HEUREKA! Sankt Petersburg „Eine geschichtsträchtige Mega-Metropole“
CHAPEAU HEUREKA
HEUREKA – Reisen heißt entdecken! Die Welt ist schön und bietet zahllose Möglichkeiten zur Erholung und Entspannung – aber ebenso viele atemraubende Attraktionen und spannende Expeditionen, die unsere Horizonte erweitern und das Leben bereichern. Chapeau ist unternehmungslustig, und mit der Rubrik HEUREKA! stellen wir in jeder Ausgabe ein einzigartiges Reise-Highlight vor, das eine Entdeckung lohnt. Abenteuer gesucht? Gefunden!
Wer fragt, wieso Sankt Petersburg häufig „Venedig des Nordens“ genannt wird, findet die Antwort in den vielen kleinen geschwungenen Brücken und engen Kanälen, die das malerische Stadtbild der Ostseemetropole im Norden Russlands prägen. Mit seinen gut fünf Millionen Einwohnern ist Sankt Petersburg die zweitgrößte Stadt Russlands nach Moskau, die viertgrößte Europas und die nördlichste Millionenstadt der Welt. Gegründet wurde sie im Jahre 1703 von Peter dem Großen. Um einen strategischen Zugang zur Ostsee zu bekommen, ließ er ein Sumpfgelände am Finnischen Meerbusen trocken legen und dort die Stadt erbauen, die vom 18. bis ins 20. Jahrhundert sogar Moskau als Hauptstadt ablöste.
Für den Bau der Stadt wurden bis zu 40.000 Leibeigene zwangsverpflichtet. Vielen gelang unterwegs die Flucht, aber Tausende starben auch während der Arbeiten durch Hunger und Entkräftung oder erlagen Krankheiten wie Sumpffieber, Skorbut oder Ruhr.
1712 erklärte Zar Peter der Große Sankt Petersburg zur Hauptstadt. Zwei Jahre später gab es etwa 50.000 Gebäude aus Stein, und Sankt Petersburg war die erste russische Stadt mit einer offiziellen Polizei und einer Feuerwehr. Der Zar ließ Handwerker und Ingenieure aus ganz Europa nach Sankt Petersburg kommen, vorrangig aus Deutschland und den Niederlanden, um die neue Hauptstadt zu einem Zentrum für Wissenschaft und Technik zu machen. Auch der deutsche Name der Stadt symbolisierte den Anspruch des Herrschers, Sankt Petersburg als selbstverständlichen Bestandteil europäischer Kultur zu etablieren, wobei er die Stadt nicht nach sich selbst benannte, sondern nach dem Schutzheiligen Apostel Petrus.
Nach Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 wurde der deutsche Name in das russische Petrograd geändert, und nach dem Tode Lenins erfolgte die Umbenennung in Leningrad.
Während des zweiten Weltkriegs wurde Leningrad zwischen 1941 und 1944 fast drei Jahre lang von der deutschen Wehrmacht belagert, über eine Million Zivilisten kamen ums Leben. Auf Befehl Hitlers sollte die Stadt nicht erobert, sondern systematisch ausgehungert werden. Eine geheime wie zynische Weisung des Oberkommandos der Wehrmacht lautete: „Der Führer ist entschlossen, die Stadt Petersburg vom Erdboden verschwinden zu lassen. Es besteht nach der Niederwerfung Sowjetrusslands keinerlei Interesse am Fortbestand dieser Großsiedlung.“
Während der Belagerung wurde die Stadt mit rund 150.000 Artilleriegeschossen und 100.000 Fliegerbomben beschossen. Hitlers verbrecherische Vernichtungspläne scheiterten endgültig im Januar 1944, als die Rote Armee den Belagerungsring endlich durchbrechen konnte. Nach Auflösung der Sowjetunion und Gründung der Russischen Föderation erhielt die Stadt nach einer Volksabstimmung wieder ihren ursprünglichen Namen: Sankt Petersburg.
Von der ruhmreichen Vergangenheit als Hauptstadt des russischen Zarenreiches kündet noch heute die historische Innenstadt mit 2300 Palästen, Prunkbauten und Schlössern, und seit 1991 zählt die Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wegen der zahlreichen Paläste, Brücken, Kirchen und Denkmäler wird Sankt Petersburg auch gern als „Museum unter freiem Himmel“ genannt. Wer sich auf einer Stadtrundfahrt einen Überblick über die prunkvollen Bauten und Sehenswürdigkeiten verschafft hat, sollte sich danach Zeit für einige besondere Besichtigungs-Highlights nehmen: Idealer Startpunkt für die Tour durch die bewegte Geschichte Sankt Petersburgs ist der zentrale Schlossplatz. Er umschließt neben der Alexandersäule und dem Generalstab auch das barocke Winterpalais, die frühere Residenz der russischen Zaren. Heute beherbergt es das berühmte Eremitage-Museum.
Schon von außen bieten die Eremitage und der Winterpalast mit der malerischen Lage am Fluss Newa einen überwältigenden Anblick. Das Museum selbst zählt zu den größten und bedeutendsten der Welt. In 350 prunkvollen Sälen sind 65.000 bedeutende Kunstwerke, und das Eremitage-Archiv beherbergt sogar über drei Millionen Werke. Die Sammlung umfasst fast zehn Mal so viele Ausstellungsstücke wie der Louvre in Paris. Darunter Werke von Leonardo da Vinci, Raffael, Tizian, Rubens, Rembrandt, Matisse, Renoir, Gaugin oder Picasso. Ursprung der kostbaren Museumsbestände, die auch Ausstellungsstücke prähistorischer Kunst, der Antike und eine riesige Juwelensammlung enthalten, war die Sammlung der Zaren, für die Katharina die große als begeisterte Kunstsammlerin den Grundstein legte. Nach der Oktoberrevolution 1917 und der Enteignung russischer Adliger wurden dann auch viele Stücke aus Privatsammlungen in die Eremitage gebracht. Nicht wundern sollte man sich, wenn man in den Prunksälen die eine oder andere Katze herumlaufen sieht. Rund 50 dieser Stubentiger bevölkern die Höfe und Keller der Eremitage und lassen sich auf ihren Schleichwegen hin und wieder auch zwischen den Ausstellungsstücken blicken. Bereits vor 250 Jahren ließ Elisabeth Petrovna, Tochter von Peter dem Großen, die ersten Katzen in den Winterpalast bringen, die sich um die unerwünschten Mäuse und Ratten kümmern sollten. Unser Tipp: Man sollte sich die Eintrittskarten für das Museum unbedingt vorher online besorgen. Das erspart die Warterei in den endlosen Besucherschlangen.
Wer sich Sankt Petersburg einmal von oben anschauen möchte, dem sei die Isaakskathedrale am gleichnamigen Platz ans Herz gelegt. Sie zählt zu den größten Kathedralen weltweit und hat ebenfalls eine bewegte Geschichte. Nachdem die ersten beiden Bauten aus den Jahren 1707 und 1717 jeweils durch Feuer zerstört worden waren, beauftragte Zarin Katharina die Große im Jahre 1764 den italienischen Architekten Antonio Rinaldi mit dem Neubau, aber nachdem der Russland verlassen hatte ohne den Bau zu vollenden, wurde die Kathedrale erst im Jahre 1802 eingeweiht.
Nächster Punkt auf unserer Besichtigungstour ist die Auferstehungskirche, die zwischen 1883 und 1912 nach dem Vorbild der Basilius-Kirche in Moskau errichtet wurde. Gebaut wurde sie in Gedenken an Zar Alexander II., der 1881 an dieser Stelle einem Dynamit-Attentat zum Opfer. Deswegen wird die Auferstehungskirche wird in Russland auch „Blutkirche“ genannt.
Zu den Bauwerken, die das Stadtbild maßgeblich prägen, zählen auch die zahlreichen Brücken. Ob Anitschkow-Brücke mit ihren berühmten Rossebändiger-Skulpturen, Ägyptische Brücke, Bankbrücke oder Blaue Brücke – es gibt überall viel zu entdecken, und in jeder Skulptur oder Bildhauerei steckt ein Stück Geschichte. Unser Petersburg-Trip ist zu kurz, um all die prunkvollen Bauten und Monumente dieser Stadt zu besichtigen und ihrer wechselvollen Historie gerecht zu werden. Aber wir kommen wieder. Keine Frage.