Reisen Sommer in der Toskana
Sommer in der Toskana
Sommer in der Toskana
Text: Torsten Könekamp
Bilder der Toskana wecken Erinnerungen und sehnsuchtsvolle Vorfreude. Wer einmal dort war, erinnert sich an das himmelblaue Licht der Toskana, an die unvergleichliche Landschaft und die malerischen Städte und nicht zuletzt an kulinarische Genüsse.
Info – Die beste Jahreszeit: Am schönsten sind in der Toskana die Monate Mai, Juni, September und Oktober. Von November bis April kann es recht kalt werden und viel regnen. Für Kunstliebhaber ist dies die beste Zeit, um Museen und Kirchen in Ruhe zu besuchen. Im Juli und August wird es mit bis zu 35 Grad sehr heiß. Die Strände sind dann überfüllt, die Preise deutlich erhöht. Hauptstadt der Toskana ist Florenz. Weitere wichtige Städte sind Arezzo, Grosseto, Livorno, Lucca, Pisa, Pistoia, Prato und Siena. Die Toskana ist bekannt für ihre hügelige Landschaft, ihr höchster Berg ist der Monte Prado (2054 m). Außerdem hat die Toskana Waldgebiete von 10.000 km2 Fläche. Im Süden befindet sich ein großes Naturschutzgebiet mit seltener Flora und Fauna. Die Toskana meldet auf einer Fläche von rund 22.990 km2 eine Einwohnerzahl von 3.722.729 (Stand 31.12.2019).
Passignano in der Provinz Perugia, umgeben von zypressengekrönten Hügeln, Weinhängen und Olivenhainen | Foto: Guido Cozzi
Florenz ist die Hauptstadt der Toskana und steht zumeist wegen ihrer Kunstschätze auf dem Reiseplan vieler Italien-Touristen. Ein Wochenende in dieser herrlichen Stadt ist tatsächlich das Mindeste, um das Flair zu genießen, Museen und Viertel zu besuchen und ein Gespür für das Alltagsleben der Einwohner zu bekommen. Die Uffizien sind eines der ältesten und berühmtesten Museen der Welt, mit einzigartigen Meisterwerken aus der Renaissance – darunter Gemälde von Michelangelo und Leonardo da Vinci.
Die Piazza della Signoria und die Loggia de‘ Lanzi: Auf diesem Platz vor dem Palazzo Vecchio bewundern wir eine Kopie des David und den Neptunbrunnen. Die Loggia dei Lanzi beherbergt eine Reihe von Skulpturen, insbesondere den Perseus mit dem Kopf der Medusa von Benvenuto Cellini und den Raub der Sabinerinnen von Giambologna.
Atemberaubender Blick aufs Meer: die Insel Giglio | Foto: Guido Cozzi
Rundherum gibt es viele Cafés und Restaurants. Wir setzen uns an einen der Tische oder auf die Stufen der Loggia und bewundern die Piazza. Die Markthalle von San Lorenzo ist die größte und älteste der Stadt und der beste Ort, um den Anblick frischer landwirtschaftlicher Produkte zu genießen, sie zu riechen und zu schmecken. Im ersten Stock des „Mercato Centrale“ gibt’s verschiedene Bars, Restaurants und Cafés, in denen man etwas essen und trinken und relaxen kann. Zum Mittagessen probieren wir eine florentinische Spezialität, ein „Panino al lampredotto“. Brötchen mit Labmagen mag ungewöhnlich klingen, schmeckt aber köstlich. Und Lampredotto gibt es tatsächlich nur in Florenz.
Ein Besuch des Doms und die Besteigung der großartigen Kuppel bieten einen einzigartigen Blick über die Stadt. Allerdings sind dazu erst 463 Stufen zu bewältigen, das fordert selbst sportliche Besucher. Nach dieser Herausforderung brauchen wir eine kleine Stärkung. Und steuern die nahe Caffetteria delle Oblate an, um eine Kleinigkeit zu essen oder einen Aperitif zu trinken. Sie ist im oberen Stock der öffentlichen Bibliothek Biblioteca delle Oblate untergebracht und gewährt einen herrlichen Ausblick auf die Kuppel.
Florenz mit der einzigartigen Ponte Vecchio bei Nacht.
Die Ponte Vecchio ist eines der bekanntesten Wahrzeichen von Florenz und zweifellos die am meisten fotografierte Brücke der Stadt. Sie wurde an der engsten Stelle des Flusses Arno erbaut, und die Geschäfte auf der Brücke locken vor allem mit ihren Goldschmieden die Touristen. Ihre Läden befinden sich schon seit 1593 auf der Brücke. Großherzog Ferdinando de Medici hatte seinerzeit die Schlachter, die vorher auf der Brücke tätig waren, vertreiben lassen, weil ihre Abfälle zu viel Gestank erzeugten. Über die Brücke verläuft auch der Vasari-Korridor: Dieser „geheime“ Gang verbindet den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti. Der bekannteste Platz der Stadt, Piazzale Michelangelo, liegt auf der linken Seite des Arno, „Oltrarno“ genannt.
Florenz ist jedoch nicht die einzige Stadt der Toskana, die man besucht haben muss. Siena, Pisa oder Lucca bieten mit ihren wunderschönen Bauten aus vielen hundert Jahren eindrückliche Stadtbilder. Das liebenswerte Lucca lädt zu Spaziergängen entlang seiner komplett erhaltenen Stadtmauer ein. Pisa ist bekannt für den Schiefen Turm, der sich schon kurz nach seiner Erbauung im Jahr 1185 zu neigen begann und seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Zu betrachten ist der schiefe Glockenturm allerdings nur noch von außen, das Betreten ist seit 1990 verboten. Die auf drei Hügeln gelegene Altstadt von Siena präsentiert sich mit dem Piazza del Campo als gotisches Gesamtkunstwerk, das etruskische Arezzo als lebendige Stadt mit mittelalterlichem Flair. Ein Touristenmagnet ist auch San Gimignano mit seinen 15 erhaltenen Geschlechtertürmen – die Bezeichnung für eine im späten Mittelalter in Italien entstandene Bauweise.
Ausgezeichnetes Olivenöl findet man überall in der Toskana, es ist die Basis vieler Gerichte.
Die für die Toskana bekannten grünen Hügel, mit Zypressen gesäumten Alleen und abgelegenen Weingütern finden Besucher vor allem im Chianti-Gebiet zwischen Florenz, Siena und San Gimignano. In den Farben Gelb und Ocker präsentiert sich das Gebiet der Crete Senesi südlich von Siena, das sich an den Ausläufern des Vulkankegels des Monte Amiata kilometerweit hinzieht. Weite Flächen der Toskana stehen unter ganz besonderer Obhut: Weinanbau prägt vielerorts das Landschaftsbild. Insgesamt 15 ausgeschilderte Weinstraßen verlocken zu einer Tour durch die Weinberge und erleichtern Radlern, Wanderern oder Autofahrern die Orientierung. Typische Landgasthöfe laden zum Verweilen ein und bieten neben der Verkostung toskanischer Weine kulinarische Produkte aus eigenem Anbau.
„Zum Mittagessen probieren wir eine florentinische Spezialität, ein „Panino al lampredotto“.
Zwischen Siena und Florenz zeigt sich der Apennin mit weichen runden Hügeln. Der Chianti wirkt wie ein großer Garten, der viele Früchte trägt. Die bekanntesten sind zweifellos die Trauben, aus denen der Chianti Classico gekeltert wird. Die Weinstraße Strada Chiantigiana schlängelt sich durch das gesamte Gebiet. Besonders schön ist die Rundfahrt von San Casciano (20 km südlich von Florenz) über Tavarnelle, San Donato, Castellina in Chianti, Panzano, Greve in Chianti und zurück zum Ausgangsort. Die Route verläuft inmitten von Weinbergen und Feldern, vorbei an wunderschönen Aussichtspunkten sowie der Vallombrosaner-Abtei Badia a Passignano.
Vom Chianti Classico bis zum Valdarno, von der toskanischen Küste bis nach Montepulciano. Weinliebhabern sei der Besuch der fünf Kellereien Antinori, Il Borro, Caiarossa, Salcheto und Petra empfohlen, zeichnen sie sich doch durch die perfekte Kombination aus malerischer Architektur und hochwertiger Weinherstellung aus.
Die 350 Kilometer lange Küste der Toskana bietet Wassersportlern und Strandurlaubern ein abwechslungsreiches Terrain. Mit langen, flachen Sandstränden ist die Versilia idealer Ausgangspunkt für erholsame Familienferien, während buchtenreiche Küstenabschnitte das Landschaftsbild entlang der Etruskischen Riviera prägen. Für einen Urlaub am Wasser eignen sich auch die Inseln des toskanischen Archipels wie Elba, Montecristo, Pianoso oder Giglio. Sie liegen im größten Meeresnationalpark Europas, dem Parco Nazionale dell’Arcipelago Toscano, der 1998 mit einer Fläche von rund 30.000 Quadratkilometern zum Schutz der Mittelmeerflora und -fauna eingerichtet wurde. Zahlreiche Segel- und Tauchschulen bieten sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene geeignete Kurse.
Käsefreunde können sich durch die verschiedenen Reifestufen des "Pecorino toscano" probieren.
Wer mit dem Schiff vom toskanischen Festland kommt, findet Elba wie ein Juwel im Meer liegen. Ganz mediterraner Süden, leuchten die Farben intensiv, das Meer blau, die Pinien in warmem Grün. Buchten und Felsvorsprünge bilden 147 Kilometer teils sandige, teils steinig zerklüftete Küste. Was Elba im Laufe der Geschichte erlebte, ist dagegen unpoetisch: Plünderungen, Fremdherrschaften, Piratenüberfälle. Elba wurde vor allem wegen seiner Erzvorkommen geschätzt. Der Name des Hauptorts erinnert daran: Portoferraio, der Eisenhafen. Die größeren Inselorte mit ihren Segel-, Surf- und Tauchschulen sind perfekt für Touristen. Zum Segeln empfiehlt sich Portoferraio, während sich die Taucher im kristallklaren Wasser bei Marina di Campo und Porto Azzurro wohlfühlen. Wer einsame Buchten bevorzugt, erreicht wunderschöne Badeplätze mit dem Boot. Aber Elba ist auch ein Wanderparadies. Gerade im Frühjahr, wenn der Ginster strahlend gelb leuchtet, ist es bezaubernd, durch die blühende und duftende Macchia zu wandern. Der höchste Berg, der Monte Capanne (1018 m), ist von Marciana aus auch per Seilbahn zu erreichen. Der Rundblick vom Gipfel auf Elba und die umliegenden Inseln ist wunderschön.
Seit jeher begeistert die Toskana mit ihrem kulinarischen Angebot Genießer aus aller Welt. Öl, Wein, Trüffel und viele weitere Produkte gehören zur toskanischen Küche. Das Chianti-Gebiet ist nicht nur Anbaugebiet exzellenter Weine, sondern auch zahlreicher Olivenbäume, aus dessen Früchten das reine Olivenöl „Olio extravergine del Chianti Classico“ gewonnen wird. Ausgezeichnetes Olivenöl findet man überall in der Toskana. Als Antipasto sind in vielen Restaurants die „Crostini“, kleine Brotschnittchen mit Oliven-, Pilz- oder Thunfischpaste, verbreitet. Als „primo piatto“ kommen zum Beispiel Parpadelle mit Enten- oder Wildschweinsauce auf den Tisch. Auch Ravioli an Salbeibutter oder gefüllt mit Ricotta und Walnüssen sind leckere Alternativen. An kühleren Tagen empfiehlt sich die toskanische Gemüsesuppe „Ribollita“ oder ein „Papa al pomodoro“, eine dicke Tomatensuppe mit Broteinlage. Als Hauptspeise stehen Kaninchen, Wildschwein oder Kalbshaxe in Tomatensauce auf der Speisekarte. An der Küste wird frischer Fisch wie Seezunge, Goldbrasse oder Schwertfisch gereicht. Und in Florenz sollte man unbedingt die „bistecca fiorentina“ probieren, ein gegrilltes Lendenstück vom Rind. Käsefreunde können sich durch die verschiedenen Reifestufen des „Pecorino toscano“ probieren. Zum caffè oder zum Dessertwein vin santo locken süße Verführungen wie die Cantuccini-Kekse oder ein Stück der torta della nonna, ein mit Creme und Pinienkernen gefüllter Kuchen. Die edlen Weine der Toskana vervollkommnen jedes Essen, Vinotheken offerieren ein breites Angebot vor allem an Rotweinen. Chianti, Montepulciano oder der erst nach 20 Jahren zu voller Reife gelangte Brunello di Montalcino. Auch der Morellino aus der Provinz Grosseto ist nur einer unter vielen ausgezeichneten Weinen, die man bei zahlreichen Weinbauern kosten kann. Und auch Weißweine wie der Vernaccia di San Gimignano oder der Montecarlo Bianco genießen einen guten Ruf.