Lebensart Unsere Boddels sollen die Menschen glücklicher machen

Unsere Boddels sollen die Menschen glücklicher machen

Interview mit John-Hendrik Viertelhaus

Auf die Flasche gekommen ist der Oldenburger Unternehmer John-Hendrik Viertelhaus vor zwei Jahren. In seiner Firma „boddels GmbH“ produziert er nun ein ganzes Sortiment hochwertiger Trinkflaschen und Thermobecher für alle Gelegenheiten, vom Gebrauch beim Sport bis hin zur modernen Karaffe für den gedeckten Tisch.

CHAPEAU ― Sie entstammen einer bedeutenden und überaus erfolgreichen Unternehmerfamilie. Hat sie das geprägt?

John-Hendrik Viertelhaus ― Ja, natürlich. Als kleines Kind habe ich 1977 die Gründung der Fahrzeugteile-Firma Vierol AG durch meinen Vater miterlebt. Das hat mich sehr geprägt. Da habe ich schon gesehen, was es bedeutet, selbstständig zu sein und ein Unternehmen zu gründen. Was ich da sozusagen in die Kinderwiege gelegt bekommen habe, kann ich durchaus anwenden, seit ich selbst als Unternehmer tätig bin.

Will man auch Erfolg haben, um dem Vater zu beweisen, dass man gelernt hat?

Das ist eine gute Frage. Natürlich will man einem erfolgreichen Vater auch zeigen, dass man es selbst schaffen kann. Aber es geht mir nicht darum, meinem Vater etwas zu beweisen. Letztendlich mache ich es für mich. Und für meine Familie. Als Familie arbeiten wir insgesamt sehr gut zusammen.

Woher kommt Ihr Faible für China?

Ganz einfach. Ich war vor und während meines Studiums häufig in Amerika. Da habe ich gemerkt, dass mich das Land gar nicht so reizt und dass ich viel lieber mit Kulturen zusammenarbeiten möchte, die wirklich ganz anders sind als wir. Die Amerikaner sind natürlich auch anders, aber die asiatische Kultur ist schon komplett unterschiedlich. Darauf habe ich dann auch im Studium meinen Schwerpunkt gelegt und den ganz klar in meiner weiteren Laufbahn verfolgt.

China galt lange Hersteller von billigen und nachgemachten Produkten. Ein Land mit einer Jahrtausende alten Kulturgeschichte hat das eigentlich nicht verdient. Hat sich diese Wahrnehmung mittlerweile geändert?

Ja, China ist bis vor ein paar Jahren sehr unterschätzt worden und wird es teilweise auch noch heute. Aber nach und nach verstehen die Menschen, dass die meisten Produkte, die sie hier kaufen und verbrauchen, aus China stammen. Das Land ist aus Trümmern auferstanden und zeigt uns jetzt, wie schnell man Wachstum generieren kann. China ist heute schon Handelsmacht Nummer Eins und weiter auf dem Vormarsch.

Sie haben lange in Hong Kong gelebt. Warum sind Sie in Ihre Heimatstadt Oldenburg zurückgekehrt?

Dafür gab es verschiedene Gründe. Zum einen wollte ich, dass meine Kinder in Deutschland aufwachsen, schon aufgrund der ganzen Infrastruktur. Für Kinder ist es deutlich besser, in Deutschland groß zu werden als in Hong Kong. Unsere Heimat ist ja sehr schön, das hat uns angetrieben. Außerdem wollte ich mich selbstständig machen, und dafür gab es keinen besseren Ort als im Umfeld der Vierol AG mit ihrer Infrastruktur.

Der Markt für Ihre „boddels“ beschränkt sich auf Deutschland?

Der Kern ist Deutschland, aber wir weiten in Richtung Europa aus.

Bislang haben sie vor allem preiswerte Produkte unter die Leute gebracht. Ihr neues Sortiment wirkt aber viel hochwertiger und fokussierter.

Da haben Sie Recht, und aus diesem Grunde sind das auch zwei unterschiedliche Unternehmen. Die Vicogo ist eine White Label Unternehmung und produziert hauptsächlich die Eigenmarken von Supermarkt- und Drogerieketten oder Discountern. Die „boddels“ dagegen bildet eine Marke auf einem anderen Preisniveau, mit all unserem Know-How. Das haben wir auch gesellschaftsrechtlich ganz klar getrennt.

Welche Zielgruppen peilen sie damit an?

Wir wollen Relevanz im Markt für Produkte rund um das Trinken bekommen und eine entsprechend hohe Markenbekanntheit erreichen. Wenn Menschen etwas trinken, eine Aufbewahrungsflasche oder eine Kanne suchen, dann soll ihnen „boddels“ einfallen. Das ist natürlich ein hoher Anspruch und ein langer Weg, bis wir diesen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir schon auf einem guten Weg sind.

Wann wollen Sie so weit sein?

Der Plan sieht vor, dass wir in drei bis fünf Jahren entsprechend auf dem Markt positioniert sind und dann auch den Break Even erreicht haben.

Wie realistisch sind Ihre Ziele? Es gibt ja genügend Mitbewerber am Markt.

Der Wettbewerb ist groß, aber der Markt ist riesig. Wir haben ihn bis in das Detail analysiert und sind fest der Meinung, dass eine junge frische deutsche Marke Relevanz hat und ihren Platz findet.

Wie sind sie auf den plattdeutschen Markennamen gekommen. Hat IKEA Sie inspiriert, wo man mit witzigen, teilweise zweideutigen Produktnamen weltweit ein klares Bekenntnis zum Schwedischen abgelegt?

Ob IKEA mein Vorbild ist, stelle ich mal dahin. Aber deren Markenbekanntheit ist erstrebenswert. Ich finde es großartig, wenn man seine Produkte mit der eigenen Heimat verbindet, auch wenn deren Namen nicht jeder versteht. Wichtig ist, dass der Namensgeber eine Verbindung zum Produkt hat.

Wer „boddels“ kauft, handelt nachhaltig, signalisiert Umweltbewusstsein und Trinkgenuss. Entspringt das Ihrer persönlichen Überzeugung?

Das hat sehr viel mit innerer Überzeugung zu tun. Grundsätzlich stellen wir das Trinken in den Vordergrund. Die Leute sollen gerne trinken, und am besten natürlich aus unseren Produkten. Es ist doch sinnlos, den Kaffeebecher nach einmaligem Gebrauch wegzuschmeißen und im Sinne der Nachhaltigkeit viel besser, seinen eigenen Thermobecher in der Tasche zu habe. Wenn der dann auch hochwertig und hübsch aussieht, ist es noch besser.

Versuchen Sie als Unternehmer, die Welt ein Stück besser zu machen?

Versuchen kann man alles. Hauptsächlich wollen wir, dass die Menschen glücklich sind, unsere Produkte genießen, und wir wollen halt auch selbst nachhaltig arbeiten. Wir verzichten so weit es geht auf große Verpackungen. Aber dass wir mit unseren Trink- und Isolierflaschen die Welt besser machen, halte ich für übertrieben.

Sie produzieren in China. Trotzdem die Frage nach der Globalisierung: Fluch oder Segen?

Das ist eine Frage für ein ganz eigenes Gespräch. Zunächst einmal profitieren wir von der Globalisierung. Nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Verbraucher. Auf der anderen Seite sind daraus natürlich gewisse gesellschaftliche Risiken und Probleme entstanden. Ich persönlich glaube, dass die Chancen und Vorteile, die unsere Gesellschaft aus der Globalisierung zieht, deutlich die Risiken überwiegen.

Sprechen Sie auch Chinesisch?

Bits & Brackets. Ein bisschen. Ich gebe jetzt nichts zu Protokoll, wodurch sich jemand beleidigt fühlen könnte [lacht].

Lassen Sie Ihre Kinder zweisprachig aufwachsen?

Nein, wir haben uns dagegen entschieden. Ich selbst kann nicht Chinesisch sprechen, und meine Frau spricht zwar Chinesisch und Mandarin, aber ihre Muttersprache ist Deutsch.

Oldenburgs ehemaliger Oberbürgermeister Dr. Schwandner und seine Frau haben die Stadt für China offener gemacht als die meisten anderen deutschen Städte. Macht sich das in Ihrem Unternehmer-Alltag bemerkbar?

Eher nicht. Ich weiß natürlich, dass es hier eine China-Affinität gibt, und glaube auch, dass es an einer Universität mehr Kooperationen gibt. Aber als Unternehmer beziehe ich daraus keine spürbaren Vorteile.

Im Zusammenhang mit China hört man jetzt häufig Worte wie „Handelskrieg“ oder „Schutz- und Strafzölle“. Macht ihnen das Sorgen?

Aktuell nicht, aber natürlich ist das ein Thema für gewisse Industrien. Und wenn es auch irgendwann auch uns betreffen sollte, werden wir eine Lösung finden.

Wie könnte eine solche Lösung aussehen. Eine Produktion in Europa?

Das ist eine einfache Rechenaufgabe. Wir haben in China ein sehr, sehr gutes Produktionsumfeld und qualifizierte Partner, die auch für andere bekannte Marken herstellen. Wenn es aber dazu kommt, dass eine Produktion in Europa wirtschaftlich und qualitativ noch besser ist, dann würden wir uns natürlich für Europa entscheiden.

Haben Sie Erfahrungen mit Rassismus machen müssen?

So etwas erleben wir in Oldenburg nicht. Weder meine Frau, meine Kinder, ich oder wir als Familie. Zum Glück haben wir bislang weder in Oldenburg noch in Deutschland Erfahrung mit Rassismus gemacht. Das soll auch so bleiben.

Ihre Wünsche für die Zukunft?

Vor allem, dass alles friedlich bleibt. Das ist die Basis für erfolgreiches Handeln. Und natürlich, dass alle gesund bleiben. Die Familie und auch alle anderen Menschen. Auch das ist Grundlage fürs Handeln. Und zu guter Letzt, dass alle Leute viel trinken. Am liebsten aus unseren „boddels“.
Kategorie: Lebensart
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