Kolumne Urvertrauen & Selbstliebe

Urvertrauen & Selbstliebe

MATTHIAS VETTE, MENTALTRAINER UND COACH IN OLDENBURG

INFO
Der Oldenburger Mentaltrainer und Stresstherapeut begleitet seit 2006 Menschen im Bereich der mentalen Kompetenz, damit sie gesünder und erfolgreicher leben können. Über 15.000 Menschen haben seine Seminare und Coachings bereits besucht. Gemeinsam mit dem Fußball-Profi Thomas Müller betreibt Matthias Vette ein Online-Mentaltraining.
www.training-justme-coach.de

MATTHIAS VETTE Mentailtrainer und Coach in Oldenburg

Jeden Tag werden wir mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Alles muss immer schneller und perfekter werden. Die Zeit rennt uns davon, und wir sehen kaum noch eine Möglichkeit, aus dem ständigen Fluss herauszutreten, innezuhalten. Druck, Funktionier- und Getriebensein-Modus bringen uns häufig an unsere Grenzen. Selbstzweifel nagen an uns. Wir hinterfragen uns, ob wir gut genug sind, alles zu bewältigen, alle Herausforderungen des privaten wie auch des beruflichen Lebens zu meistern. Da kommt es schon mal vor, dass das Vertrauen vieler Menschen in sich und in den Fluss des Lebens ins Wanken gerät, erschüttert wird oder ohnehin nur schwach ausgebildet ist. Hinzu kommt, dass gerade in solchen anspruchsvollen Zeiten die Selbstliebe häufig nicht stark genug entwickelt ist. Ganz gleich, wie gut es uns wirtschaftlich geht und ob wir materiell in der Fülle leben, empfinden wir doch oft eine innere Leere, die wir versuchen, mit den unterschiedlichsten Strategien aufzufüllen. Fülle und Wohlstand im Außen und Leere und Mangel im Innern erzeugen ein Ungleichgewicht. In der Folge kommt es zu einem deutlichen Anstieg psychischer Erkrankungen. Menschen schaden sich und ihrer Gesundheit, schleppen sich zur Arbeit, auch wenn sie nicht mehr können. Sie funktionieren einfach weiter, wie ein Zahnrad im Getriebe. „Präsentismus“ ist der nüchterne Begriff für dieses traurige Phänomen.

Doch was zwingt uns eigentlich dazu, so zu leben? Und wie können wir diese Abwärtsspirale durchbrechen? Wie können wir wieder Freude am Leben empfinden, Urvertrauen in den sich ständig wandelnden Fluss des Lebens erlangen, Selbstliebe entwickeln, uns selbst finden und unser wahres Potenzial leben?

Am Anfang dieser Veränderung geht es um die Entscheidung, mit Gewohnheiten zu brechen. Mit Altem und Bekanntem, das keinen Bestand mehr hat. Was geschieht, wenn wir Überzeugungen verändern, aus Opferrollen aussteigen und zum Mitgestalter unseres Lebens werden? Was kommt danach, werden wir uns ängstlich fragen. Fallen wir dann in ein tiefes Loch, ins Nichts?

Nein, der Neubeginn ist erlernbar.

Wir selbst – und nur wir – können uns unsere eigene neue, stabile Basis schaffen, die aus zwei elementaren Grundgefühlen besteht: dem Urvertrauen und der Selbstliebe.
Beide Gefühle vermitteln uns gerade in dieser herausfordernden Zeit die nötige Stabilität, Zuversicht und Sicherheit. Und beide Gefühle – mögen sie uns auch noch so schwach ausgebildet erscheinen – lassen sich ganz gezielt entwickeln und stärken. Es liegt an uns!

Ein Weg ist, dass wir uns auf eine kleine Gedankenreise machen, auf der wir jede Zelle unseres Seins mit Vertrauen auffüllen und alle Zweifel, Sorgen oder Ängste einfach ziehen lassen. Den inneren Kommentator und strengen Kritiker einfach mal zum Schweigen bringen.

Liebe ist das zweite elementare Gefühl, das vielen von uns bereits in der Kindheit abhanden gekommen ist.

Liebe wurde allzu oft von den Eltern an Leistung gekoppelt. Wir mussten sie uns ,verdienen‘, wurden nicht aufgrund unserer Selbst geliebt. Nun müssen wir als Erwachsene Selbstliebe neu erlernen, also die Liebe zu uns und unserem Leben, aber auch die Liebe zu anderen. Gerade die Verletzungen aus der Kindheit, die noch in uns gespeichert sind, lösen in uns jetzt Schmerz und Erwartungen aus. Unser inneres Kind möchte Heilung erfahren, damit wir Erwachsene erfüllende Liebe zu uns und zu anderen erleben können. Der Schlüssel liegt in der Öffnung unserer Herzen., Wir müssen Selbstzweifel, Selbstablehnung, Ängste und Unsicherheiten annehmen und transformatieren, damit wir die Fähigkeit erlangen, uns und andere in ihrer Einzigartigkeit zu lieben. Das gelingt nur durch eine bewusste Entscheidung für und zu sich selbst. Selbstliebe ist kein Egotrip, sondern das Wahrnehmen unserer eigenen Bedürfnisse und das Wertschätzen unserer eigenen Person. Hieraus entsteht Selbstfürsorge, die Hand in Hand mit der Selbstliebe geht.

Lernen wir einen mitfühlenden, achtsamen und liebevollen Umgang mit uns selbst, sind die ersten Schritte bereits getan.

Alles was wir benötigen, um Urvertrauen und Selbstliebe zu stärken, tragen wir bereits in uns. Es wartet darauf, von uns erkannt, zum Leben erweckt und gewürdigt zu werden. Jeder kann das. Und jeder darf es sich wert sein. Aus Liebe zu sich selbst und zu seinem Leben. Dann entsteht Raum für die Transformation vom Mangelgefühl in das Bewusstsein der Fülle. Von der Angst in Urvertrauen und Liebe.

Kategorie: Kolumne
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