
Kunst (Design) Vollkommen frei und losgelöst
Vollkommen frei und losgelöst
Interview mit Manuela Karin Knaut
Interview mit Manuela Karin Knaut
Text: Michael Eckert / Fotos: Guido Schwarz Photography
Gemälde von Manuela Karin Knaut sind begehrte Sammlerstücke, die von Kunstkennern von Zürich über Tel Aviv bis New York oder Los Angeles erworben werden. Eines ihrer Werke hängt auch im Auswärtigen Amt in Berlin.

CHAPEAU — Was bedeutet dir die Malerei, abgesehen davon, dass du mit Kunst dein Geld verdienst?
MANUELA KARIN KNAUT – Malerei, oder besser gesagt Kunst im Allgemeinen begleitet mich schon mein ganzes Leben und wird auch immer ein prägender Teil davon sein. Kunst ist für mich eine Möglichkeit, meinen Gestaltungswillen auszuleben. Meiner Ausdrucks- und Vorstellungskraft werden keine Grenzen gesetzt, sowohl auf gedanklicher als auch auf örtlicher Ebene, denn Kunst begegnet uns überall. Darüber hinaus bedeutet Kunst Begegnung, Austausch und Inspiration. Ich bin überzeugt, dass Kunst nie nur an sich existiert, sondern immer im Dialog mit den Betrachtenden steht.
Wie bist du zur Kunst gekommen?
Schon als Kind habe ich es geliebt, mich gestalterisch auszudrücken. Ich wuchs in einer Kleinstadt in Hessen auf und hatte viele Freiheiten. Hütten im Wald bauen, im benachbarten Sägewerk und in der Schreinerwerkstatt meines Großvaters erste gegenständliche Arbeiten anfertigen oder stundenlang das Geschehen am Fluss beobachten – all das war Teil meiner Kindheit. Wahrscheinlich hat mich eine Mischung aus Beobachtungsgabe und dem Wunsch, handwerklich tätig zu sein, dazu gebracht, erste kleine Skizzen und Zeichnungen anzufertigen und Dinge zu bauen. Aus diesen Anfängen wurden mit der Zeit auch größere Projekte, und ich begann, Werke auf Leinwand zu malen. Glücklicherweise gab es immer Menschen, die mich unterstützt und ermutigt haben.
Hast du immer schon abstrakt gemalt?
In der Schulzeit und auch später während meines Studiums gab es immer wieder Module, in denen das Zeichnen oder genaue Abbilden von Situationen und Alltagsgegenständen verlangt wurde. Ich habe jedoch schon früh gemerkt, dass mich diese Art künstlerischen Arbeitens nicht so sehr erfüllt wie das freie, abstrakte Arbeiten.

Denkst du beim Malen von vornherein abstrakt?
Heute basieren nur sehr wenige meiner Werke auf gegenständlichen Motiven. Von vornherein steht eher die Farbkonzeption und die Mehrschichtigkeit der genutzten Techniken im Vordergrund.
Hast du die Bilder schon im Vorhinein im Kopf, oder entsteht deine Kunst im Prozess des Malens?
Meinen kreativen Prozess würde ich als eine Mischung aus Konzeption und Intuition beschreiben. Ich plane niemals genau, welche Pinselstriche ich setze oder wie genau die Komposition des Bildes sich zusammensetzt. Allerdings habe ich vor Beginn oftmals eine Art visuelle Intention im Kopf. Welche Stimmung versprüht das Werk, wenn es fertig ist? Welche Atmosphäre porträtiert es? Das sind Fragen, die mir vorher durch den Kopf gehen.
Du reist viel, holst dir unterwegs auch Inspirationen. Machst du Fotos auf deinen Reisen?
Ja. Neben der Malerei und der Installationskunst spielt auch Fotografie eine sehr zentrale Rolle in meinem Leben. In Fotos können Dinge aufgefangen werden, die sonst leicht übersehen werden. Mein Fokus liegt vor allem auf den Menschen, die mir begegnen. Ich finde es unglaublich interessant zu erleben, wie Menschen aus anderen Kulturen leben, arbeiten, zusammen feiern und ihre Zeit verbringen. Ich suche das Verbindende, aber auch das, was uns trennt.
Welche deiner Reisen hat einen besonders tiefen Eindruck hinterlassen?
Ich hatte das Glück, in so viele verschiedene Länder zu reisen und teilweise dort auch länger zu verweilen, so dass ich mich niemals auf einen Ort festlegen könnte. Eine prägende Erfahrung war der afrikanische Kontinent. Ich habe einige Jahre in Johannesburg gelebt. Die Zeit hat mich sowohl persönlich als auch künstlerisch sehr inspiriert. Die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen, die oft in weitaus weniger privilegierten Verhältnissen aufgewachsen sind als wir Europäer, hat mich zutiefst beeindruckt. Auch die künstlerische Arbeit und Herangehensweise ist eine ganz andere, als ich sie vorher kannte. Ähnliche Erfahrungen habe ich auch auf Reisen nach Mozambique, Lesotho und Ghana machen dürfen.

„Der Kunstmarkt ist ein echtes Haifischbecken.“
Sind dir beim Malen Farben oder Formen wichtiger?
Beides ist wichtig, denn ein Bild wirkt einzigartig in seiner Gesamtkomposition. Allerdings spielen die eingesetzten Farben immer eine besonders wichtige Rolle für mich. Farben vermitteln die Atmosphäre und wirken im Gesamtbild am stärksten auf den Betrachter. Sie beeinflussen uns oftmals unterbewusst und erwecken immer eine Assoziation, sowohl auf emotionaler als auch auf thematischer Ebene. Das finde ich spannend.
Für wen malst du?
Hauptsächlich male ich für mich selbst. Es gehört einfach zu meinem täglichen Leben, in mein Atelier zu gehen und zu Farben und Pinseln zu greifen. Ich bin im Prozess vollkommen frei und losgelöst, denke an keinerlei Konventionen und grenze mich nicht ein. Meine Malerei ist für mich der letzte wirklich freie Ort, ein Ort fernab der Vernunft, an dem ich ich bin. Wenn es mir dann noch gelingt, andere Menschen mit meiner Kunst zu inspirieren oder einfach nur glücklich zu machen, habe ich viel erreicht.
Im November wirst du in Hamburg im Rahmen der Ausstellung „Affordable Art Fair“ ausstellen. Wie hoch sollte der Preis für eine Kunst sein, die sich möglichst viele Interessenten leisten können?
Der Kunstmarkt war schon immer hart und umkämpft, ist heute aber ein echtes Haifischbecken. Wenn Mann oder Frau von Kunst leben will, ist das wirklich schwer. Ich versuche, für viele Kunden erschwinglich zu sein und bin es auch noch. Meine Preise fangen im unteren dreistelligen Bereich an. Ganz bewusst zeige ich daher bei der Affordable Art Fair auch kleinere Werke, die für ein Publikum geeignet sind, das gerade erst damit anfängt, eine eigene Sammlung zu erstellen.
Wirst du ausschließlich neue Arbeiten dort zeigen?
Das ist der Plan. Ich verspreche, wir werden viele, spannende Werke für Hamburg im Gepäck haben!